Mittwoch, 30. April 2008

Heraus zum 1.Mai, dem Kampftag der Ausgebeuteten - Enver for ever!





Der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse und aller anderen ausgebeuteten und unterdrückten Menschen verkommt in heutiger Zeit immer mehr zu einem saft-und kraftlosen Tingeltangel. Gab es vor ein paar Jahren wenigstens noch kleine Demonstrationszüge durch die Stadt Dessau, organisiert von der linken Szene im Umfeld des AJZ, so gab es die letzten Jahre nur noch die gemeinsame Maifeier im Stadtpark von den Gewerkschaften und der Partei „Die Linke“, die ein wenig kämpferisch war, wo aber auch Politiker der Parteien sich tummelten, die all die unsozialen neuen Entwicklungen und Gesetze in Deutschland zu verantworten hatten die seit der Kanzlerschaft von Schröder so enorm zunahmen, wie die SPD und die Grünen. Das ist dann genauso, als wenn auf einer Demo von Tierschützern Vertreter der Massentierhaltungsindustrie wie die Käfigbatterien-Hühnerhalter Solidaritätsreden halten würden und den Tierschützern einreden wollten, daß auch sie ja eigentlich Tierschützer seien.

Ein Grund mehr an einen Sozialisten zu erinnern, der sich Zeit seines Lebens für die Befreiung der unterdrückten Massen eingesetzt hat. Das Experiment einer neuen Gesellschaft schlug zwar fehl, weil nach seinem Tode Revisionisten in seinem Land die Macht ergriffen, aber dennoch sind die gesellschaftswissenschaftlichen Thesen dieses Mannes in seinen Büchern des Nachdenkens wert – Enver Hoxha (auf dem oberen Foto bei der 1. Mai-Feier 1981 in Tirana).

Enver Hoxha, der auch als 5. Klassiker des Marxismus-Leninismus bezeichnet wird, weilte auch einmal in Dessau. Dies war 1959! Zusammen mit einer Partei-und Regierungsdelegation machte er auf seiner Reise durch die DDR Station in der Stadt an Elbe und Mulde. Enver Hoxha war ja bekanntlich der erste Mann in der Volksrepublik Albanien und als die sozialistischen Länder sich immer mehr vom Sozialismus abwandten und sich eine korrupte Cliquenwirtschaft breit machte, sich eine neue Schicht bildete die das Volk drangsalierte, die sogenannte Nomenklatura der Revisisionisten unter Chruschtschow, Breschnew, Ulbricht, Honecker und Konsorten, wandte sich Albanien unter Hoxha von diesen Revisionisten ab und baute eine wirklich sozialistische Gesellschaft auf. Wenn man bedenkt, daß Albanien ein sehr armes Land war, dann ist es im Nachhinein desto anerkennenswerter, daß dort trotzdem eine so soziale Ordnung durchgesetzt wurde. Kostenloses Gesundheitswesen, mit einer niedrigeren Säuglingssterblichkeitsrate als in Deutschland, keine Steuern, Rente für Frauen ab 50, für Männer ab 55 Jahren, fast gleiche Löhne für alle, d.h.ein Werkdirektor hatte nur unwesentlich mehr Gehalt als ein Arbeiter, all dies waren Errungenschaften die es im kleinen Albanien gab, ganz im Gegensatz zu den anderen Ländern des Ostblocks wo die Klüfte zwischen den Schichten im Laufe der Zeit immer größer wurden.

1959 als Hoxha Dessau besuchte, waren die Gegensätze zwischen Albanien und der DDR noch nicht so groß, zum Bruch kam es erst ein Jahr später und nach und nach wurden die Beziehungen zu den revisionistischen Ländern des Ostblocks immer frostiger, was man auch an den schärferen Tönen bei den deutschsprachigen Sendungen von Radio Tirana besonders in den 70er Jahren deutlich merkte. Radio Tirana nahm damals kein Blatt vor den Mund wenn es um die Aufdeckung des antisozialistischen Charakters der Politik der Cliquen an der Macht auch in der DDR ging. Radio Tirana war zum Teil den Machthabern der DDR noch unangenehmer als etwa der westliche RIAS, weil die Kritik von links von einer konsequent sozialistischen Position aus kam. Das Dessauer Café Tirana wurde deshalb auch klammheimlich in „Stadt Dessau“ umbenannt.

Die obigen Scans sind aus dem „Dessauer Kulturspiegel“ von Februar 1959, die Postkarte des „Café Tirana“ aus den 60er Jahren. Für Interessenten noch eine Videoszene von einem Kongress in Albanien die Hoxha im Alter zeigt:

http://www.youtube.com/watch?v=jVS8fCc541I

Dienstag, 29. April 2008

Rosen für die Mutter




Heute drei Fotos von einem Rosenstrauß den ich meiner Mutter am Wochenende schenkte um sie ein wenig von Ihrer seit vier Wochen andauernden schweren Krankheit abzulenken. Rosen sind ihre Lieblingsblumen, mögen sie ein Zeichen zu einer Genesung sein.

Montag, 28. April 2008

Der Dessauer Ehrenfriedhof und das Boelcke-Denkmal





Früh um 7.30 Uhr machte ich eine Runde durch Dessau um den Zauber des Lichtes der ersten Sonnenstrahlen einzufangen. Unter anderem zog mich der Dessauer Ehrenfriedhof mit dem Boelcke-Denkmal an. Wie in einem Naturdom wird der Blick des Betrachters zu dem Ehrenmal gelenkt, ein Phänomen welches in anderer Form einem auch in Wörlitz begegnet, wenn man bei einer Gondelfahrt durch die Kanäle fährt und rechts und links sich majestätisch die Bäume empor recken und man das Gefühl hat, daß man sich in einem Dom befindet, der allerdings weitaus mehr anbetungswürdige Empfindungen auslöst als etwa ein von Menschenhand erbautes Gotteshaus.

Der Dessauer Ehrenfriedhof wurde für die Opfer des I. Weltkrieges errichtet. Der prominenteste Tote der dort die letzte Ruhe gefunden hat ist Oswald Boelcke, der berühmte Jagdflieger, Träger des höchsten preußischen Ordens, dem Pour-le-mérite und in Dessau mit einem großen Staatsbegräbnis auf eben diesem Ehrenfriedhof beigesetzt. Sein Ehrenmal ist auch kulturhistorisch eine hervorragende Arbeit im Art-Decó-Stil, dem damaligen Stil der nach dem Jugendstil folgte und ist schon aus kunsthistorischen und ästhetischen Gründen sehenswert und eine echte Zierde und Sehenswürdigkeit für Dessau, welches größere Beachtung verdiente.

Sonntag, 27. April 2008

B.N. und die "Dessauer Informationen", Teil 2










Wie versprochen nun auch ein paar Scans aus den damaligen "Dessauer Informationen" mit meinen Naherholungstips. Ausgewählt habe ich für die Leser des B.N.-Blogs dazu einen Rundgang durch den Georgengarten, einen Spaziergang durch den Beckerbruch, die nördliche Fortsetzung des Georgengartens, einen Spaziergang durch die Kienfichten, westlich des Georgengartens gelegen, einen Besuch des Jagdschloßes Haideburg, dem südlichsten Zipfel des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches, eine Wanderung zum Scholitzer See, in Dessau-Mildensee gelegen und eine Wanderung zum Schwedenhaus, einem Gartenreichteil welches im Dessauer Osten liegt und das Luisium mit dem Sieglitzer Park verbindet.

B.N. und die "Dessauer Informationen", Teil 1



Ende der 70er und Anfang der 80er Jahren arbeitete ich auch nebenher für das monatliche Infoheft des Rates der Stadt Dessau "Dessauer Informationen". Neben Fotografien waren es vor allem meine Naherholungstips die gut bei den Lesern ankamen. Chefredakteur war damals Hans-Henning Schiffmann, Mitglied der LDPD wie ich, mit dem ich gut klar kam. So brachte Schiffmann schon des öfteren mal ein Aktfoto integriert in irgend etwas heimatkundliches, sehr zum Mißfallen einiger Funktionäre. Ich erinnere mich noch an den Eklat um das harmlose Aktfoto auf dem Titelbild (siehe obiger Scan) von dem von mir organisierten ersten Dessauer Aktfoto-Pleinair (siehe auch frühere Postings), als Schiffmann und ich zu dem damaligen Stadtrat für Kultur Hamal zitiert wurden, der uns daraus einen Strick drehen wollte. Dieser prüde Typ und üble pseudorote Scharfmacher sah in den Aktfotos den Sozialismus gefährdet, dies in einer Zeit wo sogar die SED-Spitzen der DDR diesbezüglich liberale Ansichten vertraten, sogar entschieden liberalere als in der heutigen Bundesrepublik derzeit herrschen. Aus dem von Hamal geplanten Rausschmiß wurde allerdings nichts, da wir uns zu wehren wußten und uns bei der SED-Kreisleitung beschwerten. Hamal mußte klein beigeben, aber es war seitdem keine Freude mehr in der Kultur zu arbeiten, denn auf Schritt und Tritt gab es kleine und große Stiche von ihm aus. Hamal war dann übrigens einer der ersten Dessauer Stadträte die bei der Wende aus der SED austraten, eigentlich typisch für gerade diejenigen die damals als besonders systemscharf galten.

Obige Scans zeigen ein paar Titelbilder der "Dessauer Informationen". Ein Foto habe ich im Turm des Naturkundemuseums aufgenommen, da fand ich das große Fenster sehr reizvoll, das Titelbild daneben zeigt einen Ausschnitt des Turmes der Stadtkirche St. Marien, so wie er damals aussah, das heißt als Ruine, wo man durch Maueröffnungen durch das Gebäude hindurch sehen konnte, dann ein Titelbild mit meinem Fotomädchen Gerrit als Silhouette am Kühnauer See, die Kühnauer Kirche im Hintergrund und schließlich ein Rückenakt von dem 17jährigen Fotomädchen Sabine beim oben erwähnten Aktpleinair welches vor den damaligen teilnehmenden Fotografen posiert.

Samstag, 26. April 2008

Ein altes Fotoalbum










Meine allererste Kamera bekam ich im Alter von 8 Jahren geschenkt, es war eine Perfekta II, 6x6 Rollfilm, eine typische Kinderkamera, ähnlich der Pouva Start. In obigem Foto ist diese Kamera zu sehen, glücklicherweise sind sogar noch die Verpackung und die Beschreibung vorhanden. Viel habe ich mit diesem Fotoapparat nicht fotografiert, ein kleines Album ist´s geworden, woraus ich heute ein paar Seiten zeigen möchte. Es sind typische Aufnahmen eines Kindes, d.h. man fotografiert das was einem lieb ist, zuallererst natürlich Mutter, Vater, Opa usw. und dann natürlich die geliebten Teddys. Drei Stück hatte ich im Laufe der Zeit als Kind und leider ist kein einziger erhalten geblieben, was ich sehr bedauere. Der erste Teddy von mir war ein dunkler kurzhaariger netter Geselle mit dem ich immer ins Bett ging. Im Alter vón 5 Jahren steckte ich ihn einmal in unseren Herd und vergaß ihn. Das Unglück nahm seinen Lauf und als am nächsten Tag der Herd angemacht wurde, nicht wissend das darin der Teddy lag, verbrannte der arme Teddy darin. Ausgerechnet ich hatte ihn dann dort entdeckt, er lag da, vollkommen in seiner alten Form, aber ganz zu Asche geworden. Als ich ihn anfassen wollte zerfiel er vollends zu einer formlosen Masse. Über diesen Verlust kam ich lange nicht hinweg, ich soll wohl tagelang geweint haben und wochenlang getrauert haben, wie mir meine Mutter sagte. Daran kann ich mich allerdings nicht mehr so erinnern, an das traurige Ende meines ersten Bären aber ganz genau, als wenn es gestern passiert wäre.

Mein zweiter Teddy war Krümel, ein rechter Zottel, der wohl mal gebraucht erworben worden war, der allerdings in kurzer Zeit sich in seine Einzelteile auflöste - kein Wunder, denn alle meine Bären wurden von mir täglich beschmust. Der dritte Bär war dann Shnüffle, ein wirklich lieber Bär. Ich liebte es besonders ihm die Nase anzudrücken, so fand ich ihn niedlicher. Als ich einmal im Krankenhaus war, eingeliefert wegen Blinddarmentzündung und man mir dort den Blinddarm operiert hatte, lag ich als Nesthäkchen in einem reinen Männerzimmer. Das Diakonissen-Krankenhaus war überfüllt und da mußte man mich in den Mittelgang zu schon dort liegenden acht Männern legen. Die Männer hatten ihren Spaß mit mir, denn ich unterhielt das ganze Zimmer, am liebsten mit Kriegsgeschichten die ich von meinem Opa und meinem Vater gehört hatte. Es muß diese Männer sehr amüsiert haben wie ein kleiner Junge wichtigtuerisch dort als besserer Kenner der Kriegserlebnisse des I. und II. Weltkrieges parlierte. Ich kann mich noch gut erinnern wie die Männer, wenn sie genug von meinen Geschichten hatten, mir meinen Teddy wegnahmen und auf den Schrank setzten, dann fing ich an zu heulen und aus dem Gernegroßkrieger wurde wieder ein kleiner Junge. Gab man mir meinen geliebten Teddy wieder, dann war ich zufrieden. Auch dieser dritte Teddy ist nicht mehr, unsere Dackelhündin Fanny hatte ihn später mal arg beim Wickel und er war nicht mehr zu retten. Mit den Kenntnissen von heute, hätte ich den Teddy dennoch aufgehoben und wieder restauriert, aber damals hatte man diese Kenntnisse noch nicht.

Kurze Anmerkung: Auf dem Foto wo "Meine Oma" draufsteht, sind noch meine Tante Rese, Onkel Werner , Tante Hilde, meine Mutti und mein Schulfreund Ulrich Pezold zu sehen, es waren Gäste eines Geburtstages von mir, welcher ist mir allerdings entfallen.

Freitag, 25. April 2008

B.N. und die Bukolik





Wer mich kennt weiß, daß ich ein großer Freund der antiken Dichter bin. Und bei den Dichtern der Antike liebe ich besonders die Vertreter der Bukolik, wie Anakreon, Theokrit, Longos und Vergil. Diese bukolische Dichtung hat Zeit meines Lebens auch meine Malerei und eigene Dichtung bestimmt, viele meiner Bilder sind letztendlich Umsetzungen dieses ländlichen Ideals in eine bildnerische Form. Fast alle meiner Lieblingsmaler, wie Claude Lorrain, Nicolas Poussin, Paul Gauguin, Maurice Denis, Ludwig von Hofmann und Otto Mueller, sind in irgendeiner Weise, ob direkt oder indirekt, von diesem arkadischen Moment beeinflußt gewesen, wenn auch nur in der Sehnsucht nach diesen arkadischen Gefilden, die wahrscheinlich ein uralter Menschheitstraum sind, was auch seinen Niederschlag in Vorstellungen des Paradieses in verschiedenen Weltreligionen gefunden hat, man denke da nur an den alttestamentlichen Psalm 23 : "Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar". Wie ähnelt dies doch den Darstellungen des Theokrit in seinen Idyllen: "Hier wachsen die Eichen, hier wuchert Riedgras, hier summen lieblich die Bienen neben den Stöcken, kühlendes Wasser spenden zwei Quellen; es zwitschern die Vögel hoch auf dem Baumwipfel. Dichterer Schatten als jener auf deinem Platze beschützt uns. Und Zapfen wirft die Pinie herunter." (aus der 5. Idylle). In obigen Scans habe ich zwei meiner Lieblingsbücher eingestellt, die ich schon als Jugendlicher gern gelesen habe und die ich in der DDR-Zeit erworben habe: Theokrits sämtliche Dichtungen und "Daphnis und Chloe" von Longos.

Zu Hirtendichtungen gehört natürlich auch der gute Hirte, welcher dann vom Christentum aus der Bukolik entlehnt und auf Christus sinnbildlich übertragen wurde, statt der Rinder und Schafe ein guter Hirte für die Menschen seiend. Das bildnerische Motiv des guten Hirten welches man schon in unzähligen antiken Bildern, Mosaiken und Skulpturen findet, ist ein Lieblingsmotiv vieler Künstler auch in den nachfolgenden Jahrhunderten bis jetzt geblieben. Den werten Lesern des B.N.-Blogs möchte ich zwei Werke von mir zu den beiden Büchern stellen, jedesmal mit dem Motiv des guten Hirten. Das Oelbild habe ich stark konturiert, eine Malweise die an die Konturen in Comics erinnern, eine Malweise die mir sehr zusagt. Anders die darunter abgebildete aquarellierte Federzeichnung mit dem selben Motiv. Dieser leichte Federschwung erinnert wahrscheinlich ein wenig an Max Schwimmer. Das ist richtig, denn Max Schwimmer war lange Zeit ein großes Vorbild von mir, jedenfalls was Grafik und aquarellierte Federzeichnungen anlangte (siehe Schwimmers wunderbare Mappe "Graphische Etüden").

Anbei noch ein Auszug aus Wikipedia, zur Erläuterung des Begriffes der Bukolik für alle diejenigen die sich mit diesem Thema noch nicht befaßt haben:

Bukolische Dichtung (Bukolik, v. griechisch βουκόλος – boukólos – Rinderhirte) bedeutet „Dichtung, die sich auf das Leben der Rinderhirten (oder, im allgemeineren Sinne, auf Hirten aller Art) bezieht“.
Aus den sizilisch-griechischen Hirtengesängen entstanden, wurde die Bukolik im Hellenismus zur literarischen Gattung. Einzuordnen ist sie zwischen dem Drama und dem Epos: Vom Epos borgt sie das epische Versmaß, den Hexameter. Die einzelnen Gedichte sind oft als Dialoge zweier Hirten aufgebaut, was der bukolischen Dichtung einen dramatischen Charakter verleiht. Als reizvoll galt die Gattung unter anderem aufgrund der Spannung zwischen ihrem heroischen Versmaß und ihrer Beschreibung alltäglicher Szenen einfacher, „unheroischer“ Menschen.
Ihr bedeutendster Vertreter ist Theokrit, dessen Idyllen griech. Eidyllia, wörtl. „kleine Bildchen“) in der Magna Graecea oder auf Kos spielen und sich durch einen mitunter kruden Realismus der Darstellung des Hirtenlebens auszeichnen. Auch Moschos und Bion von Smyrna schrieben bukolische Gedichte.
In der lateinischen Literatur wird die Bukolik von Vergil rezipiert, der den Schauplatz seiner Hirtengedichte (Eklogen) nach Arkadien verlegt. Der Realismus in der Schilderung des Hirtenlebens weicht einer Verklärung und Idealisierung desselben als ein (aus der Sicht des Stadtbewohners) idyllisches und sorgenfreies Leben. Vergils Sichtweise hat die europäische nachfolgende Tradition der Gattung maßgeblich geprägt.
Weitere Dichter lateinischer Bukolik sind Calpurnius Siculus und Nemesian.

Mittwoch, 23. April 2008

B.N. und Professor Paul Frankl






Professor Paul Frankl, ja diese Koryphäe der Kunstwissenschaft kennt heute noch ein jeder Kunsthistoriker. Seine Bücher werden weltweit immer wieder neu verlegt. Frankl gehört neben Wölfflin, deren Ordinarius er in jungen Jahren war, zu den ganz Großen der deutschen Kunstwissenschaft. 1878 als deutscher Jude in Prag geboren, prägte er von 1921 bis 1935 als Dozent die Kunstwissenschaft an der Universität in Halle an der Saale entscheidend. Dank seiner Tätigkeit erwarb sich Halle seinen internationalen Ruf eine Stadt zu sein in welcher viele bedeutende Kunsthistoriker der Neuzeit hervorgingen, man denke da nur an Brauer, Fritzsche, Meinhof und Timmling. 1935 aus der Stadt vertrieben, da er als Jude Arbeitsverbot an der Uni bekam (nicht 1933/34 wie in dem Klappentext des Seemann-Verlages auf dem Scan des Buches "Zu Fragen des Stils" irrtümlich steht) emigrierte er 1938 nach den USA und lehrte dort in Princeton am "Institut für fortgeschrittene Studien" als mittlerweile weltweit hoch angesehener Kunsthistoriker.

Meine Beschäftigung mit Frankl entstand durch die Forschungen zu Timmling, denn Frankl war der entscheidende Lehrer für Timmling was die Kunstwissenschaft anlangte. Frankl war es auch der eine Gruppe von jungen Kunstwissenschaftlern um sich scharte die bei ihm promovierten und die dann nach Machtergreifung der Nationalsozialisten in Opposition zu dem neuen Regime standen, im Nachhinein Frankl-Kreis genannt. Frankl selbst gehörte diesem Kreis nicht an, war eher die Leitfigur der jungen oppositionellen Kunstwissenschaftler.

Schon zu DDR-Zeiten versuchte ich Kontakt zu den Erben von Frankl aufzunehmen um mehr über dessen Hallenser Zeit zu erfahren, aber sämtliche Briefe nach Princeton, auch an die Universität, blieben unbeantwortet. Anzunehmen ist, daß es der Stasi nicht genehm war, daß ich diese Kontakte aufbauen wollte und daß meine Briefe gar nicht dort angekommen sind.

Eine absolute Erstveröffentlichung ist das obige Foto von Frankl von 1929. Bisher noch nirgends in der Öffentlichkeit aufgetaucht, befindet es sich als Originalfoto in meinem Archiv und wird den werten Lesern des B.N.-Blogs gezeigt (Alle Bildrechte von mir vorbehalten). Eine alte Postkarte zeigt die Döllauer Straße in Halle-Cröllwitz mit der gemieteten Villa von Frankl (links), daneben eine Originalunterschrift von ihm. Die weiteren Scans zeigen Kopien von Briefen Frankls an die Timmlings (auch Charlotte Timmling war Studentin bei Frankl) und einen Nachruf aus der "Welt" von 1962 zu Frankls Tod. Die beiden letzten Scans zeigen Frankls "Zu Fragen des Stils" ein Buch welches ich persönlich für die beste kunsthistorische Abhandlung von Frankl halte, aber dies ist eine rein persönliche Wertung.

Dienstag, 22. April 2008

Mit Bildern leben



Schon immer lebte unsere Familie mit Bildern, wahrscheinlich auch ein Grund, daß ich mich der Kunst zuwandte. Bei meinem Großvater mütterlicherseits hing ein großformatiges Oelbild von Luise Thiersch, nun ist es im Besitz meiner Mutter. Luise Thiersch, geborene Patzki, war in den 30er Jahren eine anerkannte Malerin, davon künden Ausstellungen von 1936 und 1939. Am 3.3.1870 in Hayman geboren, verstarb sie am 2.1.1937 in Leipzig. Das Bild zeigt eine Meereslandschaft, fast nur in blauen Farben gehalten, es heißt "Vor der englischen Küste". Trotz der Kargheit des dargestellten, eigentlich nur das Meer und der Himmel, die Felsen der Insel, ein verloren wirkendes Schiff und eine einsame Möve, ist es ein interessantes Bild, welches angenehm wirkt und meisterlich gemalt ist und welches trotz der großen Abmaße keineswegs ein "Schinken" ist, welches oft bei sehr großen Bildern der Fall ist.
Das zweite Bild, was ich heute vorstellen möchte, ist ebenfalls von einer Malerin, die in frühen Jahren spätimpressionistisch arbeitete und die später sich allerdings ganz der ungegenständlichen Malerei widmete. Sieht man sich gegenwärtliche Arbeiten von ihr an, kann man sich kaum noch vorstellen, daß dieses Bild, ein wunderbares Stilleben mit einem Herbstasternstrauß in einer Vase, von der gleichen Malerin ist. Dieses Bild erwarben meine Eltern nach dem Krieg in den Jahren 1948/49. Es ist natürlich noch bei uns, wie alles was uns lieb ist und wo Erinnerungen dranhängen.
Lisa Beyer-Jatzlau
1923
in Lengerich (Westfalen) geboren
1941 - 44
Studium an der Akademie der Bildenden Künste Dresden, Meisterschülerin bei Prof. Schramm-Zittau, einem Maler, der nicht den Richtlinien der NS-Kunst entsprach (Spätimpressionismus)
1944
freischaffend in Liegnitz (Schlesien)
1945
im Januar, kriegsbedingte Flucht nach Zeulenroda (Thüringen), Verlust früher Arbeiten, freischaffend in Zeulenroda und Ernährer der Familie
1951
Aufträge für Glasfenster in Profanbauten und Kirchen, zunehmende Auseinandersetzung mit den SED-Funktionären des VBKD (Verband Bildender Künstler Deutschlands), da Anschauung und Arbeitsweise nicht dem geforderten "sozialistischen Realismus" entsprachen. Drohung mit Ausstellungsverbot und Verbandsausschluß
1957
Unumgängliche Flucht aus der DDR nach Berlin-West, weiterer Verlust wichtiger Arbeiten
1958
Neubeginn auf allen Gebieten, endlich freies Arbeiten nach jahrzehntelanger Gängelung
1963
Hinwendung zur ungegenständlichen Malerei
1979
Bildhauerin und Meisterin im Keramikhandwerk
seit 1951
zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
seit 1972
Lebt und arbeitet in Ulm

Erika Nowack, meine Mutter





Süß wie die Mutter ist auf Erden nichts.
Ja Kinder habt die Mutter lieb,
denn das Leben bringt Euch keine Liebe,
die so wohl wie diese tut.

Euripides


Meine liebe Mutter Erika Nowack, geborene Simolke, steht mir nicht nur Zeit meines Lebens zur Seite, sondern sie ist es auch von der ich meine künstlerische Ader geerbt habe. Es waren vor allem die Bücher meiner Mutter die mich seit Kindesbeinen an begleiteten, die ich mit Begeisterung las, wie Hervey Allens "Antonio Adverso" oder Trygve Gulbrannsens "Und ewig singen die Wälder" und viele, viele andere. Als junge Frau war meine Mutter Mitglied der Büchergilde Gutenberg, einem damaligen Buchklub, wo man im Abonnement Bücher erwarb. Einen Großteil dieser Bücher haben wir zum Glück noch und auch heute könnte ich mich von vielen nicht trennen.

Neben Ihrer Belesenheit schätze ich an meiner Mutter ihr kunsthandwerkliches Geschick. Viele Jahre fertigte sie die verschiedensten kunsthandwerklichen Arbeiten an und konnte sogar alte Möbel restaurieren. Ihre kunsthandwerklichen Arbeiten entwarf sie großenteils selbst, ein Zeichen ihrer künstlerischen Kreativität. Die obigen Fotografien zeigen meine Mutter im Alter von 41 Jahren zusammen mit mir im Alter von 11 Jahren und unserer lieben Dackelhündin, der Fanny, in unserem Wohnzimmer, darunter ein Knüpfteppich im orientalischen Stil, eine Ledertasche, eine Schale aus Maisstroh und ein Stickgobelin. Alle diese Dinge natürlich nach eigenen Entwürfen! Zu dem Gobelin wäre zu sagen, daß darauf der Vogel Phoenix abgebildet ist, der aus der eigenen Asche wieder ersteht, am unteren Rand zwei Tiere die mit uns lebten, unsere Dackelhündin und unser Kater.

Montag, 21. April 2008

Kleine Welt auf dem Hof







Das Leben ist kein Zuckerschlecken und in manchen Häusern sind die Krankheiten Dauergast. Nach durchwachten Nächten gab es dennoch diesen Sonnenstrahl im wahrsten Sinne des Wortes. Frei nach Maria Grenggs "Flucht zum grünen Herrgott", einem Buch in welchem die Autorin Trost in der Natur sucht und da in den kleinen Dingen, wie einem sonnendurchschienen Blatt oder einem Marienkäfer, erfreute ich mich heute in der Mittagszeit an unserem Hof mit den zwei Plastiken, einer Brunnenputte aus dem Baumarkt und der Statue des kleinen Knaben, der so nachdenklich den Finger an den Mund legt, so klein und doch so ernst, den Sitzmöbeln aus den 50er Jahren im Stromlinienstil, die, da solide Wertarbeit, noch immer ihren Dienst tun, nach fast 50 Jahren, und den im Wind sich wiegenden Stiefmütterchen.

Über allem scheint mir trotz strahlender Sonne dennoch viel Schwermut zu liegen, aber vielleicht sehe ich das nur so, ausgehend von eigener Seelenlage.