Mittwoch, 7. Mai 2008

Dessau die Stadt an Elbe und Mulde





Sie fragen sich, warum ich von Dessau in der Überschrift schreibe und nicht von Dessau-Roßlau? Ganz einfach, Ortschaften sind über Jahrhunderte organisch gewachsen, haben ihr eigenes Gepräge bekommen. Zusammenschlüsse von Städten oder Eingemeindungen sind etwas sehr künstliches und zerstören den Charakter der beteiligten Ortschaften. Was nun den Zusammenschluß von Dessau und Roßlau angeht, so hatte man dies ja schon mal, als die Nazis Roßlau nach Dessau eingemeindeten um die neue Gauhauptstadt Dessau größer erscheinen zu lassen. Mentalitätsmäßig hat es damals nicht gepaßt und vernünftigerweise löste man dieses Zwangskonstrukt nach dem 2. Weltkrieg wieder auf und heute paßt es gleich gar nicht, wenn gar der Name der beiden Städte geändert wurde, aus Dessau wurde Dessau-Roßlau und aus Roßlau auch Dessau-Roßlau. Einzig und allein finanzielle Gründe waren ausschlaggebend für diesen Akt der Verballhornung von jahrhundertealten Namen von Ortschaften. Einen Vorteil daraus haben nur die Beschäftigten in den Ämtern. In Dessau bangten diese um ihre Pfründe, denn die Dessauer Bevölkerung schrumpft und schrumpft, das Ungleichgewicht zwischen den immer weniger werdenden Bürgern und dem immer größer werdenden Wasserkopf der Verwaltungsämter wurde immer größer. Es war von den Landesgesetzen her nicht mehr tragbar, daß auf den Ämtern die Angestellten dort Gehälter bekamen die für eine Großstadt vorgesehen sind, aber Dessau wurde immer mehr zur Kleinstadt. Anstatt nun sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, die Gehälter herunterzustufen auf das Niveau einer Stadt wie Roßlau und durch Kündigungen den aufgeblähten Verwaltungsapparat auf ein Maß herunter zu fahren der dem Bevölkerungverhältnis entspricht, ging man den anderen Weg und versuchte die Statistik durch Eingemeindungen zu verbessern, nur um die guten Großstadtgehälter behalten zu können. Da kam es dann zu solch kuriosen Eingemeindungen von Brambach und Rietzmeck, wo man erst durch einen fremden Kreis durch fahren mußte um dort hin zu gelangen. Da aber nun in ganz Deutschland die Beamten und die Angestellten des öffentlichen Dienstes die Hätschelkinder der Nation sind mit Privilegien und Gehältern wovon die Masse der anderen Berufstätigen nur träumen kann, traute sich keiner an Gehaltskürzungen oder gar massenweise Kündigungen heran. Dies durchzusetzen wäre auch kaum gegangen, denn der öffentliche Dienst ist ja bekannt dafür, daß er rigoros seine eigenen egoistischen Interessen massiv durchsetzen kann. Man kennt dies ja zur Genüge wie gerade die Gewerkschaft Verdi, die den öffentlichen Dienst vertritt, die klammen Finanzen von Bund, Ländern und Gemeinden, die ja unsere Steuern sind, mit immer neuen Forderungen nach mehr Geld zu den ohnehin schon extrem hohen Gehältern schröpft und dies auch durch Streik. Jedesmal knickten die Arbeitgeber ein und Jahr für Jahr verbrauchen die Angestellten im öffentlichen Dienst mehr Geld, was nicht da ist und was uns dann durch immer höhere Abgaben in Raubrittermanier aus der Tasche gezogen werden muß. Da ist es dann so, daß ein Busfahrer der in der freien Wirtschaft arbeitet, der nur halb soviel verdient wie ein Busfahrer der das Glück hat bei der Stadt zu arbeiten, diesem durch die Abgabenerhöhungen dessen höheren Lohn bezahlen muß.

Da Dessau diejenige Stadt war, die die Menschen von Roßlau statistisch brauchte um eben finanziell nicht als Kleinstadt eingestuft zu werden, war Roßlau in der Position die Bedingungen zu stellen. So kam es zu dem kuriosen Doppelnamen Dessau-Roßlau, dies bei einem eklatanten Ungleichgewicht der Bevölkerungszahlen, denn ansonsten ist es nur üblich einen Doppelnamen einzuführen wenn zwei Ortschaften fast gleich groß sind. Bei Ungleichgewichten kommt es ansonsten immer nur zu einer Eingemeindung oder einem Zusammenschluß wo die größere Stadt den Namen gibt. Locken konnte die Stadt Dessau die Verantwortlichen in Roßlau natürlich auch damit, daß alle Angestellten des öffentlichen Dienstes übernommen werden sollten und, was das ausschlagebendste Lockmittel wurde: alle Roßlauer Verwaltungsangestellten wurden durch die Fusion höher gestuft, bekamen mehr Geld! Da wunderte sich dann manch braver Roßlauer Bürger der gern die Eigenständigkeit von Roßlau beibehalten hätte, daß trotz noch kurz vorher mit viel Tamtam organisiertem Bürgerentscheid und einer Pro-Roßlau-Kampagne, woran sich auch damals Roßlaus Bürgermeister Koschig beteiligte und sich vehement für die Eigenständigkeit Roßlaus aussprach, kurze Zeit später die Roßlauer Verwaltung umschwenkte und auf einmal nun doch für den Zusammenschluß beider Städte sich lauthals aussprach. Ein Schelm wer Arges dabei denkt!

Nun haben wir den Salat und statt Einsparungen von Steuergeldern kostet dem Bürger all dies entschieden mehr. Wie man mit Steuergeldern umgeht, dies sieht man an dem Millionenprojekt der Verbreiterung der Straße zwischen Dessau und Roßlau. Vollkommen unnötig, da die zweispurige Straße dem Autoverkehr genügte, wird nun auf Teufel komm raus gebaut, die schöne Landschaft verunstaltet. Es ist schon vom landschaftsästhetischen Standpunkt aus ein großer Fehler diese Straßenverbreiterung vorzunehmen, da dadurch die Harmonie der Aue Schaden nimmt. Was Harmonie und Landschaftsästhetik ist, dies wußten unsere Altvorderen, an herausragender Position natürlich unser Vater Franz. Aber auch die Nachfolger des Fürsten Franz legten Wert auf harmonisches Bauen und ordneten Straßen und Häuser der Landschaft unter, aber heute? Deshalb von mir vier alte Grafiken als Illustration zu dem heutigen Posting die ich seite vielen Jahren in meinem Besitz habe, die eben diese frühere Harmonie zeigen. Oben die Brücke über die Elbe zwischen Dessau und Roßlau Mitte des 19. Jahrhunderts, dann die Landschaft an der Elbe auf einer Radierung des Dessauer Malers Paul Riess nach 1900, eine farbige Grafik von Salathé, einem in Dessau wirkenden Grafikers nach 1800, die idyllische Partie mit dem Residenzschloß an der Mulde zeigend wo sie eng an der Stadt Dessau vorbei fließt und schließlich ein Blatt von dem vielen Dessauern ja bestens bekannten Pallmann mit den Muldbrückenhäuschen an der Tiergartenbrücke, die leider wie vieles andere Alte und Schöne auch nicht mehr stehen.

Keine Kommentare: