Samstag, 28. Februar 2009

"Mondos"


Was heutzutage keine Schamgefühle mehr auslöst ist, sich Kondome zu kaufen, dies war merkwürdigerweise früher in der DDR mit Scham besetzt. Kondome gab es nicht wie heute in Kaufhallen oder anderen Selbstbedienungsläden zu kaufen, sondern man mußte in eine Drogerie oder Apotheke gehen und der Verkäuferin sein Anliegen vortragen. Dies wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber alle Läden waren zu DDR-Zeiten meistens voller Kunden die in einer Schlange anstanden. Da war es einem nicht so recht wenn alle diejenigen die hinter einem standen mitbekamen was man da kaufte. Kondome waren irgendwie ein Artikel der anrüchig war. „Anständige Menschen kaufen und benutzen so etwas nicht!“, so die allgemeine Meinung!

In der Stadt Dessau gab es ein Spezialgeschäft für Gummiwaren aller Art, die Firma Gummi-Eichler in der Johannis-Straße. Ich fuhr nun als Jugendlicher extra dorthin um da die „Mondos“ zu kaufen, denn da war man weitgehend von lästigen Kunden verschont und es kannte einen keiner. Jedenfalls waren die Verkäuferinnen immer geschockt, daß ich meistens gleich ca. 100 Stück kaufte, dies war ansonsten nicht üblich, aber ich kaufte ja auf Vorrat um nicht aller nasenlang dort hinfahren zu müssen.

Eine zeitlang gab es nur die Kondome der Marke „Mondos“, später kam noch eine andere Marke hinzu, deren Name mir allerdings entfallen ist. Durch das Monopol der Marke „Mondos“ sprach man nur von "Mondos" wenn man Kondome meinte, dies war dann so ähnlich als wenn man heute von „Maggi“ bei Suppenwürze spricht, und auch dies macht wenn man eine Suppenwürze einer anderen Firma nimmt. Die „Mondos“ von damals kann man nicht mit denen von heute vergleichen, sie waren sehr dick und statt einem Gleitgel innen waren sie mit einem trockenen Puder versehen. Gerade luststeigernd waren sie wirklich nicht. Ab Mitte der 70er Jahre gab es dann die Kondome der Marke „Feucht“, die waren wirklich gut und mit den heutigen Marken zu vergleichen.

Kondome konnte sich zu DDR-Zeiten jeder leisten, sie waren billig im Gegensatz zu den hohen Preisen von heute. Da wird immer viel von Verhütung gesprochen und daß die Jugend sich mit Kondomen vor Aids schützen soll, aber es wird nicht bedacht, daß sich breite Schichten von Bürgern diese teuren Kondome gar nicht finanziell leisten können. Hartz-IV-Empfänger, Schüler, Leiharbeiter, Minijobber und die Millionen Bürger die Niedriglohnempfänger sind, alle die können keine 50-60 Euro pro Monat ausgeben, denn soviel würde es kosten wenn konsequent Kondome benutzt werden bei durchschnittlichem Sexualverhalten. Die alte Volksweisheit „Wenn Du arm bist, mußt Du früher sterben!“ trifft im heutigen Turbokapitalismus mal wieder voll zu.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Das Licht der Welt und Haggai 2.5


Seit 1731 führen nun schon die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine durchs Jahr. Sogar in den letzten Kriegsjahren als Papier und Druckkapazität knapp waren erschienen die Losungen. Dies war dem großen Tibetforscher Sven Hedin zu verdanken der sich bei Goebbels für das Erscheinen der Losungen einsetzte. Es ist merkwürdig, aber es gibt bei jedem Leser dieser Losungen ein anderes Schlüsselerlebnis wie er zum lesen derselben gelangte. Ich kam 1973 dazu diese gern zu lesen. Die Jahreslosung für 1973 hieß: Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht! ( Haggai 2.5).

Nun füllt Haggai im AT ja nur wenige Zeilen im Verhältnis zu den anderen Schriften, aber für mich persönlich war und ist gerade diese Losung eine die mich immer wieder aufgebaut hat. In Zeiten des Pessimismus oder der Verzweiflung bereitet sie Trost. Ich kann mich sogar noch sehr gut an das Plakat mit der Jahreslosung erinnern wie es im Schaukasten der Johanniskirche hing. Ich war ja schon immer ein Mensch der Sonderwege ging, diese Wege waren nie die der großen Masse. In einer Zeit als der sozialistische Mensch opportun war fand ich zur Anhaltischen Landeskirche, ließ mich als über 20jähriger konfirmieren und dies nun wiederum nicht in meiner Heimatkirche in Dessau-Ziebigk, auch nicht in der Auferstehungskirche in Dessau-Siedlung wo ich Mitglied der Jungen Gemeinde war, sondern in der Johanniskirche. Dies lag daran, dass ich schon damals diese Ortsgebundenheit nicht mochte, dies als Krähwinkelei ansah und außerdem war es so, dass mir die liberale Weltoffenheit des Pfarrers an der Johanniskirche, Kreisoberpfarrer Radeloff, besonders zusagte, ich mich dort mehr angenommen fühlte. Mein Konfirmationsspruch lautete: Jesus: Ich bin gekommen in die Welt, ein Licht, damit wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. (Joh. 12.46).

Und auch dieser Spruch begleitete mich schicksalhaft durch mein Leben, denn emotional waren mir die Herrenworte, überhaupt alle Äußerungen des historischen Jesus, das wichtigste an den Evangelien und das Gleichnis mit dem Licht in Johannes 12.46 welches einen nicht in der Finsternis bleiben lässt, dies war mir immer sehr wichtig. Der Kampf des Lichtes gegen die Finsternis ist grundsätzlicher Natur, welches jedes Lebewesen, jeden Menschen berührt. Das Licht ist der Quell unseres physischen und geistigen Lebens. Ist es nicht schrecklich immer in der Finsternis leben zu müssen, z.B. als Blinder? Ist es nicht schrecklich ohne das innere Licht der Erkenntnis, welches uns hoffen und glauben lässt, in der Finsternis wandeln zu müssen?

Seite aus meinem Buch „Bitterfroh bin ich“, Titel des Fotos: Zeit und Licht (Alle Rechte beim Autor Bernd Nowack/Barry Noa)

Mittwoch, 25. Februar 2009

Schmöker in der DDR?


Schmöker in der DDR? Ja die gab es, aber im Gegensatz zu den trivialen Inhalten der Schundhefte in Westdeutschland waren die Inhalte der Schmöker in der DDR oft literarisch hochwertig. Es gab einige Reihen dieser bunten Hefte, ich selbst las da nur „Das neue Abenteuer“ und „kap“ (Krimi-Abenteuer-Phantastik), letztere Reihe hatte ich eine zeitlang abonniert. „kap“ war der Nachfolger der „Kleinen Jugendreihe“ und wenn dieses Heft die Postfrau brachte, dann klingelte sie immer und rief lauthals: „Die kleine Jugendreihe ist da!“ Sie konnte sich noch nach Jahren nicht daran gewöhnen, daß die Hefte jetzt anders hießen. Für dieserart persönlichen Service der Post bekam dann die Postfrau, eine recht vierschrötige ältere Frau, zu Weihnachten immer ein kleines Geschenk. Es war so üblich, daß alle Anwohner der Straße die Postfrau zu Weihnachten beschenkten und Frau Koppe wartete wie selbstverständlich schon darauf.

Durch diese Schmöker kam ich mit vielerlei Autoren der Weltliteratur in Kontakt, wie Robert Louis Stevenson oder Joseph Conrad, aber auch mit neueren Autoren der Sowjetunion, Polen oder der DDR. Die Umschlagseiten waren meistes sehr reißerisch gestaltet, aber der Inhalt war dennoch niveauvoll. Wahrscheinlich hatte die damalige Kulturpolitik versucht auch Leserschichten an gute Literatur heran zu führen, die sonst kein Buch in die Hand genommen hätten.

Dienstag, 24. Februar 2009

Fasching und Fastnacht in der DDR



Heute ist mal wieder Fastnacht. Dieser Tag war in Anhalt der eigentliche Höhepunkt des Faschings. Rheinischer Karneval hat ja keine lange Tradition in unseren Breiten, obwohl es sogar zu DDR-Zeiten in den 50er Jahren Karnevalsumzüge in Dessau gab. Was üblich war in meinen Kindertagen, dies waren Kostümfeste in der Schule die als Fasching bezeichnet wurden. Gern ging ich als Cowboy, schließlich durfte ich einen echten Zündplättchen-Colt mein eigen nennen, geschenkt von meiner im Westen lebenden Oma. Und für Cowboys hatte ich als Kind sowieso viel über, denn ich spielte leidenschaftlich mit diesen Indianer-und-Cowboyfiguren, da hatte ich eine ganze Menge von, auch diverse Blockhäuser, Pferdegespanne und dergleichen. In einem späteren Posting werde ich eventuell mal diese alten Spielsachen vorstellen und abbilden, schließlich habe ich die alle noch.

Als Leiter von Klubhäusern der Werktätigen veranstaltete ich natürlich auch verschiedene Faschingsveranstaltungen. Hier nun ein paar Fotos die aus dem Jahr 1980 oder 1981 stammen, so genau kann ich das nicht mehr sagen. Ich leitete damals das Klubhaus der Werktätigen Dessau-Großkühnau und man sieht mich auf der Bühne in einem Winterpullover den ich heute noch trage. Es war dies ein Kinderfasching speziell für die Kinder aus Großkühnau. Wir hatten auch die schönsten Kostüme prämiert. Auf dem letzten Foto sieht man die drei Sieger: ein kleines Maiglöckchen, eine kleine feine Dame und ein kleiner Cowboy. Was wohl aus den Kindern von damals geworden ist?

In Anhalt war es für Kinder Brauch am Abend der Fastnacht von Haus zu Haus ziehen und um kleine Gaben zu bitten. Dazu kostümierte man sich oder wenn man kein Kostüm hatte, dann reichte auch ein alter Hut und ein schäbiger alter Mantel und man war eben halt ein alter Bettler oder eine Vogelscheuche. Viel gaben die Leute nicht, meistens war es ein einziges Bonbon oder ein Apfel und ein paar Nüsse und wenn es ganz großzügig zuging dann bekam man einen Groschen geschenkt über den man sich sehr freute. Diese schöne Tradition ist gänzlich ausgestorben, stattdessen hat sich dieses Halloween breitgemacht und altes anhaltisches Brauchtum ist gänzlich ausgestorben. Die Amerikanisierung der Kultur schreitet voran und dies besonders im Kinder-und Jugendbereich. Schlimm!

Zu Fastnacht war es in meiner Jugend üblich, dass man Pfannkuchen oder Kräppelchen aß, dies gehörte einfach zur Fastnacht dazu. Natürlich schaute man im Westfernsehen auch die Rosenmontagsumzüge an und vorher schon die diversen Karnevalssitzungen. Auch die Sendung „Der blaue Bock“ war in der närrischen Zeit immer sehr unterhaltsam. Besonders Ernst Hilbich mochte ich mit seinem „Es ist Karneval in Kniritz an der Knatter“! Moderator Heinz Schenck lud Hilbich mit diesem Ohrwurm immer wieder ein und jedes Mal war es ein Knüller, denn es gab immer wieder ein neues Bühnenbild und neues Kostüm für Hilbich. Dieses Lied hätte eigentlich „Es ist Karneval in Kyritz an der Knatter“ heißen müssen, denn Kniritz gab es in Wirklichkeit nicht, aber Kyritz in Mecklenburg gab es und dies soll ja tatsächlich an der Knatter liegen. Bekannt war mir Kyritz eigentlich nur durch den leckeren Camembert-Käse der von dort kam. Ich kann mich noch sehr gut an die Verpackung erinnern, die war sehr kurios, denn auf ihr war ein quakender grüner Frosch abgebildet und es gab die Inschrift „Kyritzer Knatterfrosch“. Zu Ende der Faschingszeit gehörte es in unserer Familie dazu im Fernsehen den unvergesslichen Jupp Schmitz anzuhören mit seinem wunderbaren „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“!

Montag, 23. Februar 2009

B.N. und "Das Magazin"





Das „Magazin“ gehörte für den kulturinteressierten Bürger der DDR einfach zum Leben dazu. Wer das „Magazin“ nicht las, der war entweder ein 150%iger SED-Genosse dem das Journal zu weltoffen und dekadent war oder er war ein puritanischer Evangelikaler oder erzkonservativer Katholik dem die Aktfotos schwere Seelenpein bereiteten oder er war schlicht und einfach ein Kulturbanause der sowieso keine Literatur in die Hand nahm, der lieber seine Zeit in einer Kneipe verbrachte und der bestenfalls die „Fußballwoche“ las.

Was mir am „Magazin“ gefiel, dies war neben der Weltoffenheit und den erotischen Themen und Fotos, daß es über Jahrzehnte hinweg den gleichen Heftaufbau hatte. Dies führte dazu, daß es einem zu einer vertrauten Gefährtin wurde, die beständig war, auf die man sich verlassen konnte. So zeichnete z.B. jahrzehntelang Werner Klemke das Titelbild und immer war darauf ein Kater zu sehen. Es machte einfach Spaß zu schauen wo Klemke den Kater mal wieder untergebracht hatte. Die Titelbilder waren kleine Kunstwerke und fast immer mit erotischem Flair, siehe z.B. den eingescannten Heftumschlag aus dem Jahre 1976. Diese Art von Erotik war nicht ordinär, sondern andeutend hintergründig. So hießen z.B. in Mitteldeutschland die dort gezeichneten Wasserpflanzen Bumskeulen. Klemke verband also diesen Begriff mit seinem erotischen Humor und es entstand ein Bild über welches man einfach schmunzeln musste. Und das libertäre an der damaligen Zeit war, daß diese Erotik keine P18-Erotik war die Kindern und Jugendlichen vorenthalten wurde, wie dies jetzt in der prüden Bundesrepublik der Fall ist, sondern ob für ganz alt oder ganz jung, diese „Magazin“-Erotik war eben nicht altersgebunden. Dies traf auch auf das Aktfoto zu welches in jedem Heft zu finden war. Auch da wartete jung und alt geradezu darauf was wohl im neuen „Magazin“ für ein Foto drin sei. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sogar in der Pause auf dem Schulhof fachmännisch über die vergangenen Aktfotos diskutiert wurde. Das muß so in der 5.-6. Klasse gewesen sein, also wir waren so 11-12 Jahre alt. Die DDR hatte ja sowieso ein freieres Verhältnis zur Nacktheit. Da war es nur natürlich wenn bei einer Klassenfahrt die gesamte Klasse FKK machte, den Lehrer eingeschlossen und der Besuch einer Aktfotoausstellung war mal ein Aufsatzthema von mir, dies erregte weder Schüler noch Lehrer. Diese ungezwungene Freiheit betraf aber nur Freikörperkultur und künstlerische Aktfotografie – Pornografie dagegen war verpönt und sogar verboten.

Zu den immer wiederkehrenden Beiträgen im „Magazin“ gehörten die Rubriken „Liebe, Phantasie und Kochkunst“ wo raffinierte Rezepte die man auch tatsächlich nachmachen konnte in literarischer Form serviert wurden. In jedem Heft gab es auch die beliebten Kontaktanzeigen und dies immer unter dem Logo der verliebten beiden Eulen. Ein fester Bestandteil jeden Heftes war auch Herbert Sandbergs „Frecher Zeichenstift“. Dies interessierte mich nun immer sehr, wurden doch in dieser Reihe fast alle namhaften Karikaturisten der Welt vorgestellt. Die Rubriken „Abgehörtes“ und „Ausgelesenes“ gehörten ebenfalls zum Standardprogramm des „Magazins“. Sie behandelten interessante Neuerscheinungen bei Schallplatten und Büchern.

Werbung in der Kindheit






Es ist schon merkwürdig, wie einprägend doch Werbung im Kindheitsalter ist. Wir hatten zuhause „Das Magazin“ abonniert, das weltoffenste und interessanteste Journal der DDR überhaupt, denn wo sonst gab es in den DDR-Medien diese liberale Mischung von Berichten auch aus der westlichen Welt, von Abenteuergeschichten, Humor, Kunst und natürlich jeweils mit einen Aktfoto und dies seit den 50er Jahren, Aktfotos die freizügiger waren als die Fotos die damals zu Zeiten der Prüderie unter Adenauer in den westlichen Zeitschriften zu finden waren. Daß mich damals natürlich das Aktfoto am meisten an dem Magazin reizte, dies liegt in der Natur des Menschen und es gab ja ansonsten in der DDR keinerlei sonstige erotische Stimulantien für pubertierende Knaben oder für erotiksüchtige Erwachsene. Ging man zum Friseur und las da während der Wartezeit „Das Magazin“, so fehlte fast immer das Aktfoto. Das hatte man nicht etwa aus Jugendschutzgründen herausgerissen, sondern dies taten die Kunden selber. Meine Schulkameraden im Alter so von 10 bis 14 Jahren gingen sehr oft nur deshalb zum Friseur um so ein Aktfoto zu stibitzen. Dies war nicht ungefährlich, denn man durfte sich nicht erwischen lassen, vom alten Friseurmeister Schülske in Dessau-Ziebigk.

Werbung interessierte mich eigentlich damals nicht, aber sie hat dennoch ihre Spuren hinterlassen, unmerklich hat sie sich in das Gehirn eingebrannt, denn als ich dieser Tage meine große Sammlung von hunderten Magazinen sichtete, da erinnerte ich mich sofort an all diese DDR-Werbung und wußte sofort um was für Artikel es sich handelte. Da war dieses scheußlich riechende Fliegentodmittel namens „Mux“ welches wir auch versprühten und welches wirklich half. Es hieß dann nur: „Wir müssen mal wieder muxen!“, wenn wir dieses Mittel sprühten. Aber dieses Mux-Männchen aus der Werbung, das mochte ich, dies hatte es wirklich geschafft diesem Produkt ein positives Image zu geben.

Ja und dann diese wenig lecker schmeckende „Bino-Würze, „Maggi“ der DDR, die schmeckte doch gleich besser durch das Bino-Männchen, einen an einen Amor erinnernden leichtbekleideten kleinen Koch.

Zahlenlotto, mit der Aussicht auf ein schönes materielles Leben ohne erst schwer arbeiten zu müssen, dies lockte viele DDR-Bürger! Es wurde viel gespielt in der DDR.


Und die Werbung des „Globo“-Autopflegemittels, die ging nun ganz an der DDR-Wirklichkeit vorbei, denn der Besitz eines schnittigen Wartburgs war für die meisten nur ein Traum. Mein Vater hatte Glück, er wurde jeden Arbeitstag bei seinem Posten in den 60er Jahren von einem Chauffeur mit so einem Wartburg gefahren. Das Design dieses Autos gefällt mir noch heute, da es so wunderbar den Stil der 50er Jahre ausdrückt, den sogenannten Stromlinienstil, ein Begriff der auch in der Kunstgeschichte Eingang gefunden hat. Die hübsche junge Dame auf dem Auto bei der „Globo“-Werbung verkörpert durch ihr Petticoat-Kleid ebenfalls diesen Stil der 50er Jahre.

Komisch finde ich heute die „Schirdewan“-Werbung. Einmal wegen dieser naiven Aufforderung bei nahender Grippe einen Grog zu trinken und zum zweiten wegen dem Namen Schirdewan, denn Schirdewan war ja der Gegenspieler von Ulbricht. Ulbricht gewann bekanntermaßen den SED-internen Machtkampf und Schirdewan wurde seiner Ämter enthoben. Na und „Imi“ kannte jeder DDR-Bürger, damit wusch man ab. Auch wir taten dies, bis dann das Spülmittel „Fit“ auf den Markt kam. Daß „Wofasept“ ein Hygienemittel für die Frau war, dies erfuhr ich erst heute beim Anschauen dieser alten Werbung. Diese Werbeaussage mußte also total an mir vorübergegangen sein. „Wofasept“ hatten wir zwar im Haushalt, aber wir benutzten es als Desinfektionsmittel.

Die Vitamin-Pillen „Summavit“ die kenne ich sehr gut, denn wir nahmen sie eine lange Zeit lang. Schwer war es an das gute Selterswasser „Margon“ heranzukommen. Dies war eindeutig eine Bückware. In Halle gab es diese Selters ja öfter, da sie dort hergestellt wurde. Hauptsächlich bekamen aber Betriebe mit Schwerarbeitern oder LPG´n dieses Wasser. Verständlich, bei Arbeiten an Hochöfen und bei Erntearbeiten in glühender Hitze und dem Durst dabei! „Margon“-Wasser schmeckte und es ist dies ja ein Produkt welches die Zeiten überdauert hat. Gern kaufe ich es heute noch, denn es schmeckt tatsächlich immer noch so gut wie früher und es ist in nicht geringem Maße eventuell auch die Nachwirkung der Werbung von damals und ein gutes Quentchen Nostalgie.

Sonntag, 22. Februar 2009

Die Asozialen und die geplante Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder

Die Berliner Morgenpost schrieb gestern folgendes:

Trotz anhaltender Kritik will der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Philipp Mißfelder, seine Äußerungen über den Tabak- und Alkoholkonsum von Hartz-IV-Empfängern nicht zurücknehmen.
"Wir dürfen uns nicht bei jeder Diskussion politische Tabus auferlegen", sagte Mißfelder der "Bild"-Zeitung. Es gehe ihm nicht um eine Beschimpfung von Hartz-IV-Empfängern, sondern um mehr Unterstützung für deren Kinder. Das CDU-Präsidiumsmitglied erneuerte seinen Vorschlag, Bedürftigen Gutscheine statt Geld zu geben. Den "Ruhr Nachrichten" sagte der 29-Jährige, notwendig sei "eine Versachlichung" der Diskussion. Mißfelder hatte mit Blick auf die Anhebung des Hartz-IV-Kinderregelsatzes zum 1. Juli gesagt, die Erhöhung sei ein "Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie". Unterstützung erhielt Mißfelder dafür von der Deutschen Kinderhilfe. Ihr Vorsitzender Georg Ehrmann sagte Sueddeutsche.de, gerade in Hartz-IV-Familien sei ein großer Anteil der Eltern nikotin- und alkoholabhängig.

Ich bin gewiß kein Freund der Sozialpolitik der CDU - die Ansichten der CDU-Mitglieder Heiner Geißler und Norbert Blüm ausgenommen – aber die Kritiker des JU-Vorsitzenden Philipp Mißfelder scheinen mir doch sehr im Wolkenkuckucksheim zu sitzen, soviel Weltfremdheit und Unkenntnis wie es in einem Großteil der Hartz-IV-Empfänger zuhause zugeht, dies hätte ich z.B. von den Linken nicht erwartet. Um es auf den Punkt zu bringen:

Philipp Mißfelder hat in vollem Umfang recht!

Die eigentliche Misere kam mit der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe durch die SPD/Grünen-Regierung eines Schröder, Fischer, Müntefering und Konsorten. Um es in einem Gleichnis auszudrücken, da wurde bestes reifes Tafelobst mit faulen Pflaumen zusammengemischt. Ein z.B. etwa 50jähriger fleißiger gut ausgebildeter Angestellter bekommt nun auf einmal nach einem Jahr unverschuldeter Arbeitslosigkeit die gleichen Regelsätze wie ein 40jähriger Suffkopp der in seinem Leben noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen ist, der, da er neben dem Saufen und dem Zigaretten-Rauchen keinerlei weitere Pflichten hat, sich aus Langeweile nur noch aufs Kindermachen versteht, eine Schurre Kinder sein eigen nennt und er dadurch finanziell besser dasteht als der arbeitsame Angestellte wegen des Kindergeldes, des Erziehungsgeldes und der Sätze für Kinder aus Hartz-IV. Ja nun wird immer viel orakelt, daß diese Sätze und das Kindergeld noch zu niedrig wären und dabei wird tatsächlich ignoriert, daß leider ein großer Teil der Hartz-IV-Empfänger asoziale Typen sind, eben diese Leute die vor der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe in letzterer angesiedelt waren. Die Karrieren dieser Bürger gleichen sich oft: Schulbummelanten, Schulabbrecher, keine Berufsausbildung, keine Lust etwa schwere Hilfsarbeiterjobs anzunehmen, dazu starke Raucher, Trinker und kinderreich. Kinderreich auch deshalb, weil die Frauen die aller paar Jahre ein Kind gebären den besonderen Schutz des Staates trefflich ausnutzen, also sie sind erst mal sicher keine Arbeit oder Weiterbildungsmaßnahmen und dergleichen anzunehmen und von dem warmen Geldsegen lässt sich endlich allerlei Schnickschnack kaufen, nicht etwa für die Kinder, nein für die Eltern.

Zwei Beispiele dazu: Ein Bekannter von mir betreut eine junge Familie, der Mann 21 Jahre alt, die Frau 26 Jahre alt, ein Kind. Trotz der jungen Jahre sind diese Leute schon hoch verschuldet. Da wurden riesige Rechnungen bei Versandhäusern nicht bezahlt, da musste es immer das neueste Handy sein mit dem man stundenlang telefonierte und dergleichen mehr. Für Essen war dann oft am Ende des Monats kein Geld mehr da, aber am Monatsanfang wurde Tinneff in Massen gekauft: DVD´s, Computerspiele, Klamotten und natürlich jede Menge Zigaretten und Alkohol. Gearbeitet hatten diese Typen noch nie, sie ließen es sich zeitlebens in der sozialen Hängematte des Staates gut sein. Nachholung der 10. Klasse? Fehlanzeige! Abbruch der Maßnahme die dem Steuerzahler eine Menge Geld gekostet hatte, aber stattdessen Ausnutzung der Ämter wegen eines Umzuges in eine schöne moderne Wohnung. Alles dies wurde zur Verfügung gestellt, also Einrichtungsbeihilfe, Umzugsgeld, Miete wird übernommen, Heizkosten werden gezahlt und sogar die Caritas gab noch 500 Euro noch bevor das Kind überhaupt zur Welt kam. Nun mit diesem Geld konnte dann tüchtig Party gemacht werden, hoch die Tassen! Ja und als das Kind nun da war da regnete es reichlich Erziehungsgeld, Kindergeld und Hartz-IV-Regelsatz für das Kind. Für das Kind absolut nicht, denn nicht wenige Male mußte mein Bekannter finanziell einspringen, weil mal wieder diese Typen anriefen, daß das Geld alle sei und das Kind keine Milch und keine Babynahrung hätte. Selber aber kauft diese Familie nicht etwa sparsam ein, etwa in der Kleiderkammer oder geht zur Tafel, wo sie für 2 Euro wöchentlich einen großen Karton Lebensmittel bekommen würden, nein dazu sind sie sich zu fein! Ja und nun beginnt man auch notgedrungen die Schulden abzuzahlen! Wovon? Na vom Regelsatz des Kindes!

Zweites Beispiel: Mein Hausmeister kommt leider aus - na sagen wir es dezent – schlechten familiären sozialen Zuständen. Die Mutter verschuldet, starke Raucherin, keine Lust zum Arbeiten, aber Hang zum Luxus wie Einkaufen auf Teilzahlung, denn ein moderner Flachbildfernseher der muß schon sein, dies steht ja einer Hartz-IV-Empfängerin an, die die letzten 18 Jahre noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen war. Zum Glück hatte sie ja ihre Kinder, deren Regelsätze sie verprassen konnte. Noch als 20jähriger bekam mein Hausmeister kein Taschengeld. Versuche mal seine kaputten Zähne machen zu lassen, schlugen fehl, denn dazu hätte es ja 10 Euro Praxisgebühr bedurft, aber die gab sie ihm nicht. Und die Ämter? Die kann man getrost vergessen. Er hatte seinerzeit einen Antrag in Roßlau gestellt, dass sein eigener Hartz-IV-Regelsatz auf ein eigenes Konto überwiesen wird, damit er lebenswichtiges erledigen kann. Abgelehnt! Die menschenfeindlichen Hartz-Gesetze verhinderten dies. Es gibt eine Bedarfsgemeinschaft und das gesamte Geld auch das der Kinder bekommt der Haushaltsvorstand und kann darüber nach seinem Ermessen verfügen, so die Auskunft! Und dies skandalöser Weise nicht etwa bis zum Erreichen der Volljährigkeit, nein sondern bis zum 25. Lebensjahr des Kindes. Was für Schandgesetze! Und da rühmen sich die Deutschen ein fortschrittliches Land zu sein?

Phillip Missfelder hat recht, im Interesse der Kinder geht es nicht an, dieserart asozialen Familien immer mehr Geld ohne jegliche Kontrolle ob dieses tatsächlich für Kinder verwendet wird, zu geben.

Samstag, 21. Februar 2009

B.N. und Sybille von Olfers und Ernst Kreidolf








Ich bin ein großer Freund des Jugendstils. Es ist dies der Stil der am meisten zu mir emotional paßt. Es ist zwar nun nicht so, daß ich mich gänzlich mit diesem Stile umgebe, aber einige Möbel, Gemälde, Gläser, Porzellane, Skulpturen und Gebrauchsgegenstände sind schon aus dieser Zeit. Der Jugendstil bewirkte ja nicht nur eine Zeitenwende im Design, weg vom Eklektizismus der Gründerzeit hin zur geschwungenen Linie, sondern er leitete eine tiefe gesellschaftliche Veränderung ein, eine Jahrhunderte lange Zeit des Dunkels wurde durch diese zweite Lichtzeit abgelöst (die erste Lichtzeit seit weit über 1000 Jahren war die Zeit der Aufklärung um 1750 bis hin zur französischen Revolution und den Anfängen von Napoleon). Um 1900 setzten auch die sozialen Befreiungsbewegungen ein, es befreiten sich die Menschen von den Fesseln unnatürlicher Moral, Wohn-und Ernährungsformen. All die lichtvollen und befreienden gesellschaftlichen Neuerungen wie Freikörperkultur, freiere Sexualität, Reformbewegung, ökologischer Gartenbau und Siedlungsbau in Natur, Licht, Luft und Sonne, die Psychoanalyse, die Theosophie, die christliche Gnosis, brachen sich Bahn.

Dieses zurück zur Natur fand auch seinen Niederschlag in der Kunst des Jugendstils mit seinen Idyllen, ungezwungenen Akten in freier Landschaft mit all den Weihern, Seerosen und dergleichen. Es wurde ein neues Arkadien propagiert. Bestes Beispiel sind die Bilder eines Ludwig von Hofmann, welchen ich sehr mag. In dieser Zeit machten sich besonders Sibylle von Olfers (1881 – 1916) und Ernst Kreidolf (1863 - 1956) einen Namen als Kinderbuchautoren und besonders als Kinderbuchillustratoren. Beide Künstler schätze ich sehr und natürlich habe ich von beiden alle wesentlichen Hauptwerke, allerdings nicht im Original, sondern in Nachauflagen. Das einzigste Buch welches original aus der Zeit stammt, ist das zauberhafte Olfers-Buch „Was Marilenchen erlebte“. Dieses Buch gehörte meiner lieben Mutter, sie hatte es von ihrer Tante Martha aus München geschenkt bekommen. Als kleiner Junge blätterte ich oft in diesem Buch und ich beneidete das arme Marilenchen nicht, daß es so allein in die kalte Pracht der märchenhaften Eiswelt kam, eine Welt die aber auch faszinierend war mit all der Pracht und der nette große Schneemann, der war mir schon ein sehr sympathischer Geselle. Wie mir meine Mutter, die eine sehr freudlose Kindheit hatte, erzählte, hatte auch sie dieses Marilenchen gerührt und in eine Phantasiewelt geführt, die so anders war als die ihre, aber dennoch Parallelen aufwies was die Vereinsamung anlangt. Die kleine Erika, meine Mutter, und die kleine Marilenchen hatten da vieles gemeinsam.

Eigentlich ist ja das Hauptwerk von Sibylle von Olfers das Buch „Etwas von den Wurzelkindern“, aber dieses Buch mag ich nicht so sehr, handelt es doch von Gnomen die unter der Erde leben und diese unterirdische Phantasiewelt ist mir suspekt. Da schätze ich schon mehr die lichtvollen Gestalten in den anderen Büchern von Sybille von Olfers, all die Schmetterlingswesen und Elfen die in lichten Blumenhainen leben.

Blumen und Tiere spielen auch in den Büchern des Autoren und Illustratoren Ernst Kreidolf eine große Rolle. Neben personifizierten Schmetterlingen und Insekten sind es auch da wieder Elfen die in einer miniaturisierten arkadischen Märchenwelt Abenteuer erleben. Den werten Lesern meines Blogs, wie meistens, ein paar Scans von Titelbildern der Bücher die ich besonders mag.

Freitag, 20. Februar 2009

Zwei Ampeln und die Beseeltheit der Dinge




Nostalgie und die Liebe zu alten Dingen und zu alter Kunst sind ein ganz entscheidender Faktor in meinem Leben gewesen. Antiquitäten und persönliche nostalgische Dinge und meine Person sind quasi unis. So würde es mir nicht im Traum einfallen etwa moderne Möbel oder Wohnzubehör zu kaufen und dann etwa alte Dinge weg zu schmeissen. Erstens sind alte Möbel fast immer solider gearbeitet als neue und außerdem hängt man doch an seinen Sachen. Daß diese Mentalität auch noch im höchsten Maße der Umwelt dienlich ist, dies ist dann noch ein schöner Nebeneffekt, denn jegliche Neuproduktionen schaden der Umwelt durch Verbrauch von Ressourcen verschiedenster Art wie Wasser, Holz, Metallgewinnung. Ja sogar Unmengen an fossilen Brennstoffe werden für Neuproduktion vergeudet, die oft nicht nötig wären, wenn Menschen sich nicht dem Diktat der Industrie und des Handels unterwerfen würden und Sachen kaufen würden die sie nicht brauchen, weil sie diese schon haben und sie dies nur tun weil sie modisch sein wollen. Ein Konsument der überwiegend nur in Gebrauchtwarengeschäften kauft, vom Porzellanteller bis hin zu seiner Kleidung, der tut mehr für den Umweltschutz als Menschen die plakativ ein grünes Image vor sich hertragen, die der Demagogie der Politik und der Medien aufsitzen, daß sie besonders umweltbewusst handeln würden wenn sie ihr altes Auto verschrotten und ein neues kaufen oder die ihre alten Häuser so in Watte (Dämmung) packen, daß man in ihnen nicht mehr natürlich atmen kann und dergleichen Unsinn mehr, was nur der Wirtschaft dient.

Zwei Deckenlampen sind mir emotional ans Herz gewachsen, einmal eine alte Glasampel und dann meine alte Kinderzimmerampel aus Kunststoff, wobei letztere nicht mehr an der Decke hängt, sondern wohlbehütet in einer Sammlerkiste verstaut ist. Die Glasampel ist ein altes Familienstück. Ich erinnere mich noch genau daran wie sie schon bei meinen Großeltern mütterlicherseits im Schlafzimmer hing. Rund 120 Jahre hat sie jetzt auf dem Buckel und erfreut immer noch in ihrer Schönheit und tut treu ihren Dienst in meinem Büroraum. Die Kinderzimmerlampe tat ihren Dienst in meiner ganzen Kindheit bis in die Jugendzeit hinein. Es ist eigenartig wie sich doch die zwei Seiten der Ampel mir eingeprägt haben die in Sichtkontakt zu meinem Bett waren, der prächtige Hahn der suggerierte, daß es früher Morgen sei und man aufstehen solle mit seinem angedeuteten Kikiriki und dieser bäuerliche Gartenzaun mit seinen Utensilien der eine wunderbare ländliche Ruhe ausstrahlt, aufgehellt durch den fröhlich zwitschernden Star an seinem Nistkasten, ein Anblick der mich in meiner Kindheit anheimelte. Wäre es nicht eine Sünde und eine Schande solche Dinge weg zu werfen?

Anders ist es wenn man nicht mehr lebt, dann sind diese Dinge nur noch funktional, sind Ware, eventuell Werte auf dem Trödelmarkt, aber die Beseeltheit wäre weg, denn die besteht nur im Kontext zu seinem Besitzer, der mit Dingen Erinnerungen und Emotionen verbindet. Nicht umsonst gab man in alten Kulturen den Toten ihre persönlichen Sachen mit ins Grab, denn die Beseelung dieser toten Gegenstände hörte mit dem Tode ihres Besitzers auf. Die Seele des Toten ging in die Ewigkeit, zusammen mit den Seelenteilchen seiner materiellen Dinge die ihm im Leben etwas bedeutet hatten. Diese uralte Erkenntnis der Beseeltheit bei toten Dingen im Kontext zur Seele des Menschen ging in einigen Buchreligionen verloren. Rühmliche Ausnahmen sind da der japanische Shintoismus, der indische Hinduismus und die pantheistischen Naturreligionen. Aber auch die altorientalischen Kirchen, die orthodoxen Kirchen und der Katholizismus haben sich diese Erkenntnis in abgewandelter Form bewahrt. Ein beredtes Beispiel sind die Wallfahrtsstätten, die oft an uralten beseelten Orten entstanden, z.B. Lourdes mit seiner heiligen Grotte und seiner heiligen Quelle oder die Verehrung von Ikonen und Statuen. Ein großes Manko des Protestantismus ist und bleibt diese Ferne zu diesen emotionalen Dingen, das alleinige Gründen auf dem geschriebenen Wort und das negieren all der anderen Offenbarungen und Beseelungen durch den Heiligen Geist.

Donnerstag, 19. Februar 2009

"Mein Körper gehört mir!" - aber nicht im deutschen Gesundheitswesen!

Dr. Julius Hackethals Beschreibung des deutschen Gesundheitswesens mit dem Machtgefälle des Arztes als einem „Halbgott in Weiß“ und dem unmündigen Patienten trifft weitgehend immer noch zu. Es ist doch so, daß der Patient derjenige ist der die Dienstleistung medizinische Versorgung zu bezahlen hat und natürlich auch dann indirekt wenn er in einer gesetzlichen Krankenkasse ist, eben durch seine Beiträge ähnlich Versicherungsbeiträgen.
Daß aber der Auftraggeber und Zahler, der Patient, des öfteren außen vor und unmündig gehalten wird dies zeigt sich an vielen Kleinigkeiten.

Vorgestern musste ich eine recht unangenehme medizinische Untersuchung bei einem Facharzt über mich ergehen lassen. Das Ergebnis dieser Untersuchung bekam ich schriftlich gleich mit, im verschlossenen Umschlag - für meine Hausärztin! Typisch deutsches obrigkeitliches Gesundheitswesen, wo der Patient um den es ja geht, übergangen wird. Demjenigen der zahlt und dessen Körper es ist, wird wie bei einem Kind oder einem sich in Vormundschaft befindlichen Bürger, ein medizinisches Ergebnis vorenthalten. Allein der überweisende Arzt kann dann je nach gusto entscheiden wie er den Patienten informiert, ob er ihm eine Kopie aushändigt oder ob er mündlich das Ergebnis vorliest oder ob er bloß partiell Passagen daraus mitteilt. Ein Unding das Ganze und typisch deutsches Gesundheitswesen á la Bismarcksche Krankenkassenorder von vor 130 Jahren die damals nur die gesetzlich Krankenversicherten betraf, praktisch die Armen, die man bevormunden wollte, denn für alle diejenigen Patienten die vermögend genug waren ihre Arztkosten privat zu begleichen bestand diese Unmündigkeit nicht. Bezahlte um 1880 ein Privatpatient eine Untersuchung bei einem Facharzt, so wurde natürlich ihm das Ergebnis ausgereicht und nicht etwa seinem Hausarzt – dies unter dem Motto „Wer die Musik bezahlt, der kann auch bestimmen was gespielt wird“.

Diese Bismarcksche Denkweise hat sich erhalten, auch heute noch werden gesetzlich Krankenversicherte unmündig gehalten. Dies ist ein Anachronismus, denn ein gesetzlich Versicherter bezahlt nicht mehr wie 1880 1,20 Mark Krankenkassenbeitrag im Monat sondern oft sind es hunderte Euro monatlich, so wie bei Selbständigen. Auch wenn diese nur ein minimales Einkommen haben, so müssen diese mit ca. 340,- Euro monatlichem Beitrag rechnen. Trotz dieser enormen Summe werden sie dann wie ein unmündiges Kind behandelt und sie erhalten nicht mal das schriftliche Ergebnis einer Untersuchung sondern der Hausarzt.

Diese Vorgehensweise begründet sich auch darin, daß den „Halbgöttern in Weiß“ auch nicht daran gelegen ist, einen mündigen Patienten als Kunden zu haben, der etwa selbst im Internet recherchiert, der Zweitmeinungen von anderen Ärzten oder gar Heilpraktikern einholt, der selbstbestimmt handelt. Dies würde das bestehende Machtverhältnis zwischen Arzt und Patient ankratzen und das will man nicht. Die 68er Revolution stellte diese Machtverhältnisse infrage, es begannen Reformen und auch Bewegungen wie die der Patientenkollektive, sogar bei bis dato vollkommen unmündig gehaltenen psychisch Kranken. Auch da hieß es „Mein Körper gehört mir!“ Diese Befreiung aus dem Gehäuse der Hörigkeit der 68er und 70er Jahre ist ins Stocken geraten und vielerorts setzte eine Restauration zugunsten alter Herrschaftsstrukturen ein.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Negatives und Positives in punkto Kundenfreundlichkeit


Daß Deutschland eine Servicewüste ist, dies ist bekannt, und besonders auf die Bundesländer der ehemaligen DDR trifft dies zu. Verkäuferinnen haben immer noch diesen schnoddrigen Ton an sich, meinen sie wären diejenigen die den Kunden eine Wohltat erweisen und von dem Motto „der Kunde ist König“ haben sie noch nie etwas gehört, sehen sich eher als diejenigen an die über dem Kunden stehen. Noch schlimmer ist es bei bestimmten Berufen bestellt die sich als Diener der Bürger verstehen müssten, die aber durch ihr Verhalten unmissverständlich klarmachen, daß sie keineswegs in eine dienende Rolle schlüpfen wollen, sondern ganz im Gegenteil den Herrenmenschen hervorkehren vor dem der Bürger zu kuschen hat, Unterordnung á la Gutsherrenart wird vom Bürger verlangt. Also nichts da von wegen „Kunden“ wie es in Verordnungen heißt wenn z.B. Arbeitslose ihr verbrieftes Recht auf staatliche Gelder wahrnehmen wollen. Die Damen und Herren auf der anderen Seite des Schalters verstehen sich keineswegs als „Dienende“ gegenüber den Kunden, sondern in Habitus und Verhalten gleichen sie eher Justizbeamten die Macht ausüben wollen und dies fast immer nicht im Interesse des Bürgers, sondern im vermeintlichen Interesse der Behörde.

Allein schon der rüde Ton von „Einladungen“ an Bürger die z.B. berufstätig sind und nur aufstockende Leistungen beziehen, was ihnen genauso rechtlich zusteht wie den Angestellten und Beamten der Arbeitsämter ihr monatliches Gehalt, der spricht Bände. Da wird gleich gedroht, Leistungen zu streichen wenn man der Einladung fernbleibt und auch ansonsten klingt das ganze nicht nach einer Einladung für einen Kunden, sondern erinnert einen an Schreiben von Justizbehörden an Kriminelle, wie z.B. Bürger die sich bei ihrem Bewährungshelfer zu melden haben, ansonsten ihnen Repressionen drohen. Oft ist es so, daß dieserart „Einladungen“ Samstags eintrudeln und der Zwangstermin schon Montag früh ist, so daß z.B. ein Berufstätiger nicht weiß wie er es machen soll. Fehlt er bei der Arbeit, verliert er diese, geht er nicht zum Arbeitsamt dann bekommt er Geldleistungen gestrichen – ein Teufelskreis! Eine vorherige Abstimmung mit dem Kunden seitens der Arbeitsämter oder Jobcenter – Fehlanzeige! Dies würde ja mächtig am Selbstverständnis eines Amtes kratzen, daß man über dem Bürger steht und nicht etwa der Bürger gleichberechtigt ist.

Entscheidungen im „Zweifel für den Angeklagten“ so wie in der Justiz, die sind bei Arbeitsämtern Mangelware. Heiner Geißler brachte dies neulich in der Talkrunde bei Maischberger mit einem Vorstandsmitglied der Arbeitsagentur Nürnberg auf den Punkt und prangerte die menschenfeindliche Praxis in den Arbeitsämtern und Jobcentern an, daß man von dem früher praktizierten Grundsatz abgewichen sei, im Zweifel immer für den Bürger zu entscheiden und nicht sich dem Spardiktat der Ämter zu unterwerfen. Er führte auch aus, daß es ein Skandal sei, daß es interne Anweisungen in den Ämtern gebe, möglichst viele Geldzahlungen einzusparen und Kunden repressiv zu behandeln, man stifte dadurch die Sachbearbeiter auf den Ämtern geradezu an, Arbeitslose mit Sanktionen zu belegen oder mit Hinhaltungstaktik und Kniffen Gelder an Kunden zu verweigern.

Ähnliche Allüren legen sehr oft Bedienstete im Gesundheitswesen an den Tag. Da ist es das Ausgeliefertsein durch Hilflosigkeit bei Krankheit oder Pflege von Patienten was zu Machtausübung führt. Da gab es mal einen interessanten Bericht eines Journalisten, der jeweils 4 Wochen lang sich einmal in ein Pflegeheim begab und in ein Hotel und dann die Leistungen und den Service verglich. Für je 2.000 Euro monatlich war er einmal unmündiges Objekt, vom Personal schlecht versorgt, und der Ton des eigentlich dem „Dienen“ verpflichtenden Personals war absolut nicht zuvorkommend, sondern kommandierend von oben herab. Im Gegensatz dazu die Behandlung im Hotel, ebenfalls 2.000 Euro monatlich kostend, zuvorkommend, jeden Wunsch dem Kunden von den Augen ablesend, eben „dienend“ und dazu Essen nach Wunsch und von den Wohnverhältnissen angefangen bis hin zur kleinsten Kleinigkeit zu dem Pflegeheim ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ja und die Bezahlung war in beiden Fällen gleich! Diese Mentalität des „Nichtdienen wollen“, sondern kommandieren wollen, die ist in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens so festgemauert in der Erden wie die Glocke in Schillers berühmten Gedicht.

Umso rühmlicher erfreuen einen die Ausnahmen. So gibt es natürlich wunderbare Handelsleute und das Einkaufen in den Tabakgeschäften in der Johannisstraße oder in der Poetschstraße in Dessau-Roßlau sind ein wahres Vergnügen wegen der netten Art und dem guten Service. Genauso zuvorkommend wird man im Lebensmittelgeschäft Bönicke behandelt und über die vorbildlichen „Ärzte der alten Schule“ habe ich ja hier schon im Blog berichtet, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2008/08/rzte-der-alten-schule.html, wie die Hautarztpraxis von Dr. Kaste und die Augenarztpraxis von Dr. Wege. Nennen möchte ich auch den Köthener Urologen Dr. Bittner, ein geradezu großartiger Arzt wie er nicht besser sein könnte, der seine Patienten nicht unmündig behandelt, aber trotzdem durch sein Ethos des „Dienens an den Menschen“ natürlichen Respekt sich erworben hat.

Und wie sieht es bei den gewerblichen Dienstleistern aus, diejenigen die ja explizit das „Dienen“ für den Kunden auf ihre Fahnen geschrieben haben? Von „Dienen“ kaum eine Spur, schöde Abzocke ist oft das einzigste Motiv und Pünktlichkeit und Vertragstreue oft ein Fremdwort. Hat man etwa mit einem Handwerker einen Vertrag geschlossen und ein fester Liefertermin wurde vereinbart, so heißt dies noch lange nicht, daß das dann auch klappt. All diese Schlampereien und Unpünktlichkeiten aufzuzählen die ich persönlich mit deutschen Handwerkern erlebt habe, dies würde Bände füllen und wer glaubt dies wäre nur in der DDR-Zeit angesiedelt gewesen, der täuscht sich gewaltig, dies ist nur unwesentlich besser geworden heutzutage.

Aber auch da wieder rühmliche Ausnahmen. Ein Musterbeispiel für vorbildlichen Kundenservice und Freundlichkeit ist das Transportunternehmen Otto Glathe in Dessau. Dies erlebte ich gestern wieder, als ich selber nicht Auto fahren konnte und zu einem medizinischen Eingriff mußte. Da die Firma Otto Glathe neben normalen Taxifahrten sich auch auf Krankenfahrten spezialisiert hat, ist der Service wirklich erstklassig, absolute Pünktlichkeit und ein umsorgender Umgang mit dem Kunden der seinesgleichen sucht. Ich möchte mich daher an dieser Stelle für den hervorragenden Service gestern bei dem Fahrer und der Einsatzleitung der Firma Otto Glathe bedanken. Es war im Übrigen derselbe nette Fahrer, der im vorigen Jahr meine Mutter von Halle nach Dessau mit einem Krankenfahrzeug der Firma Otto Glathe gefahren hatte. Dieser Termin war damals ganz kurzfristig und sehr wichtig für meine Mutter weil sie auf keinen Fall noch länger in der Hallenser Klinik bleiben wollte. Obwohl solche kurzfristigen Einsätze schlecht zu organisieren sind, die nette Frau Glathe machte es möglich, nicht aus Eigennutz, sondern weil sie ein Herz hatte für die Situation meiner Mutter, dies im Gegensatz zu anderen Transportunternehmen die wenig Engagement zeigten unter dem Motto: „Morgen, morgen nur nicht heute!“ und „Rufen Sie doch nächste Woche noch mal an, da haben wir wieder Zeit.“

"Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen" – dieser Spruch über das Beerensammeln, den praktiziere ich ja auch hier im Blog im übertragenen Sinne. Es ist also durchaus nicht so, daß ich nur Kritik übe, sondern es ist mir ebenso wichtig, daß positive Dinge auch gewürdigt werden.

Für alle diejenigen, die ein Einladungschreiben eines Jobcenters noch nie gesehen haben, hier mal eine Kopie eines solchen. Eine Dankeschön dem Empfänger für die Verfügungsstellung desselben.

Montag, 16. Februar 2009

Unlautere Lockangebote


Es ist doch immer wieder dasselbe – da bekommt man massenhaft Werbung von den Discountern in den Briefkasten gesteckt und will man nun eines dieser Sonderangebote gleich am ersten Tag nach wenigen Stunden des offerierten Tages erwerben, dann heißt es: „Ist ausverkauft!“ Daß diese Praxis gegen gültige Handelsgesetze verstößt, dies interessiert die Discounter nicht. Es ist ja so, dass der Handel verpflichtet ist sogenannte Werbeartikel ausreichend vorrätig zu halten. Es geht also nicht, daß eine Ware in einer Filiale nur mit 1-2 Artikeln angeliefert wird, dann wäre es ein unzulässiges Lockangebot welches nur dazu da ist Kunden anzulocken, die dann andere Ware kaufen sollen, wenn sie Bescheid erhalten, dass die Ware „ausverkauft“ sei.

Heute wollte ich im neugebauten Penny-Markt in der Dessauer Heidestraße den groß beworbenen Dampfbesen erwerben und dies schon wenige Zeit nach Eröffnung des Marktes am ersten Tag der Werbung. Einen solchen Dampfbesen sah ich wohl, doch den trug die Chefin eilends aus dem Verkaufsraum in die Räume wo „Zutritt verboten“ stand, wahrscheinlich wie weiland zu DDR-Zeiten als „Bückware“ einem Bekannten zugedacht. Ich hin zur Kasse, dort mein Anliegen angebracht, doch da kam ich an die falsche. In schnödem, proletenhaften Ton servierte mich dort die junge Kassiererin ab. Neunmalklug meinte sie, daß ein Supermarkt keineswegs genug Werbeartikel vorrätig haben müsse, das wüsste sie besser. Nun, einfachste Fachkenntnisse des Handels schien diese Kassiererin nicht zu haben, wahrscheinlich eine Hilfskraft, aber trotzdem auf deutsch gesagt „die große Klappe“ und keine Ahnung daß der Kunde zuvorkommend bedient werden sollte, dies kann man von einem modernen Handel selbstverständlich erwarten, wir leben ja bekanntermaßen nicht mehr in der DDR. Die Krönung war dann noch, als sie mir einreden wollte, daß der Dampfbesen den gerade die Chefin davontrug ein „Reklamestück“ gewesen sei! Reklame machen für einen Artikel der gar nicht vorrätig war?

Nun ja, ich verlangte die Chefin, die hatte einen guten Umgangston, bedauerte, daß sie leider kaum beliefert worden war, ja und da könne sie auch nichts dran ändern. Also stimmte mein Verdacht, daß es sich mal wieder um ein ungesetzliches Lockangebot gehandelt hatte. Dies bestätigte sich als ich in dem alten Penny-Markt in der Dessauer Heidestraße ebenfalls nachfragte. Dort hatte man nicht ein einziges Stück dieses Dampfbesens bekommen, so die Auskunft der Kassiererin.

Der lange Winter und die Rabenvögel





Der Winter will und will nicht weichen. Jahrelang hatten wir uns an milde Winter gewöhnt und nun das. Es war ja schon so, daß um diese Zeit in den meisten Jahren schon die Schneeglöckchen blühten, stattdessen jetzt Eiszapfen an den Dachrennen und auch die Zweige des Forsythia-Strauches sind über und über mit Schnee bedeckt. Für die Leser ein paar private Fotoimpressionen von mir zuhause. Eigentlich wollte ich ja meine geliebten Rabenvögel fotografieren die ich jeden Tag mit Futter versorge, aber Rabenvögel sind ja vorsichtig und jedes Mal wenn ich sie mit dem Fotoapparat anvisierte, da flogen sie aufgeschreckt von dannen. Na dann eben nicht! Die meisten Bürger haben ja in den Dessauer Vororten ein Herz für Vögel und füttern. An die Rabenvögel denken allerdings die wenigsten, die sind nicht sonderlich beliebt. Für die Futterhäuschen sind sie zu groß, da bleibt dann nur das übrig was die anderen Vögel raus schmeissen. Im Gegensatz zu den anderen Vögeln sind die Rabenvögel Allesfresser und man kann durchaus Ihnen Essensreste von Fleischwaren bis Brot anbieten, das vertragen sie gut. Ansonsten haben die Rabenvögel jetzt eine harte Zeit wenn der Boden gefroren ist und wenn Schnee liegt, da müssen sie mächtig hungern und viele verhungern auch. Die kalte Winterzeit ist nur für Wohlstandsmenschen etwas, wie für die Snobs die dem Wintersport in noblen Kurorten frönen, für arme Menschen war und ist sie schon immer schlecht, denn Heizung ist teuer und so manch Minirentner muß frieren weil er sich eine warme Stube nicht leisten kann und für Wildtiere ist die „weiße Pracht“ ganz und gar nicht prächtig sondern ein „weißes Leichentuch“.
Außer heimischen Nebelkrähen sind es vor allem Saatkrähen die ich füttere. Die kommen von weit her, denn es sind welche die aus Sibirien zu uns in großen Schwärmen kommen. Die heimischen Saatkrähen ziehen im Herbst ihrerseits ein Stück südlicher. Erschreckend die Tötungslust der deutschen Jägerschaft, denn diese Rabenvögel werden zu tausenden abgeballert. Rationale Gründe dafür gibt es nicht, von wegen Überpopulation oder gar, daß man sie wie anderes Wild als Nahrung für den Menschen verwenden könnte. Es ist tatsächlich nur die Lust am Töten, die die Jäger antreibt. Da empören sich mit Recht die Deutschen über das Zugvogelmorden der Italiener und Malteser und sind letztendlich keinen Deut besser. Rabenvögel sind halt unbeliebt und haben keine solche Lobby wie die anderen Singvögel. Daß der schlechte Ruf der Rabenvögel auf Vorurteilen und Aberglauben beruht, dies ist wissenschaftlich erwiesen. Zur Information ein Link zu einer Seite die mit diesen Vorurteilen aufräumt:

http://www.rabenvoegel.de/

Faszinierende Kriminalfilme




Von 1990 bis 1992 war ich u.a. Inhaber einer Videothek. Nun die Filme die ich da anbieten mußte, weil sie von den Kunden nachgefragt wurden, die waren nicht nach meinem Geschmack. Ami-Brutalo-Action á la Schwarzenegger, Horror aus der Ami-Filmgiftküche und us-amerikanische Kriegsfilme die den verbrecherischen Angriffskrieg der Amerikaner in Vietnam verherrlichten. Dennoch kaufte ich etliche niveauvolle Filme ein, einfach um nicht nur Schmutz und Schund anzubieten. Dies war dann allerdings ein Zusatzgeschäft, denn diese Filme wurden kaum ausgeliehen, ein Zeichen wie es doch schon damals um den Geschmack der breiten Masse in punkto Kultur bestellt war.

Da ich schon lange Krimis von Agatha Christie gern gelesen hatte, bestellte ich natürlich auch etliche Romanverfilmungen von ihr, Filme die ich immer wieder ansehen kann ohne daß sie mir über werden. “Mord im Orient-Express“ - welch ein toller Film! Dieses Schwelgen in Eleganz, Nostalgie und Geheimnisvollem, dazu mit wirklichen Charakterdarstellern wie Sean Connery, Vanessa Redgrave, Wendy Hiller und John Gielgud, dies ist einmalig. Ohne die Filmmusik von Richard Rodney Bennett kann man sich den Orient-Express kaum vorstellen, die gehört einfach dazu und ist ein kompositorisches Meisterwerk, besonders in den Sentenzen als jedes Mal der Zug, gezogen von einer Dampflok, sich langsam in Bewegung setzt.

Ja und dann natürlich die Agatha-Christie-Filme mit dem einmaligen Peter Ustinov, wie „Tod auf dem Nil“, „Das Böse unter der Sonne“ und „Rendezvous mit einer Leiche“, sie sind ohne Ustinov undenkbar. Auch da wieder Starbesetzung an Schauspielern wirklich großen Formats wie Jane Birkin, Angela Lansbury, David Niven, Maggie Smith, Piper Laurie und viele andere. In allen diesen Filmen geht es vordergründig nicht nur um Spannung und Lösung eines Kriminalfalls, sondern diese Verfilmungen sind durch die Macht der Bilder zu eigenen Kunstwerken geworden, sind eben nicht nur simple Literaturverfilmungen. Es ist das Eintauchen in die nostalgische Welt des britischen Empires und da in die Welt großbürgerlicher Lebensart mit dem morbiden Hauch von Snobismus, Exzentrik und diverser Schrulligkeiten, eingebettet in Landschaften sonniger Urlaubsgefilde, die einen faszinieren.

Sonntag, 15. Februar 2009

Kindheitserinnerungen: erste Filmerlebnisse







Meinen ersten Film habe ich im Alter von 5 Jahren gesehen. Ich kann mich noch genau an ihn erinnern und die Begleitumstände. Meine Eltern und ich waren gerade von Dessau-Törten nach Dessau-Ziebigk umgezogen und ein, zwei Tage nach diesem Umzug klingelte es an der Tür und eine Frau Fritsche lud mich in den Klub der Werktätigen Ziebigk ein, welcher sich am Ende unserer Straße befand. Die Nationale Front dort würde zum Internationalen Kindertag ein Kinderfest veranstalten wo auch ein Kinofilm laufen würde. Ich war begeistert, denn der Film der dort gezeigt wurde, der faszinierte mich außerordentlich, noch heute sehe ich ihn mir gern an wenn er mal wieder im Fernsehen läuft. Es war „Der falsche Prinz“, 1956 in Bulgarien und der CSSR gedreht und nach einem orientalischen Märchen von Wilhelm Hauff, dessen gesammelte Werke bei uns im Bücherschrank standen und die ich später gern las. Dieser Film konnte wahrlich einen kleinen Jungen begeistern, führte er doch in eine Welt voller märchenhafter Fremdartigkeit mit seinen orientalischen Gewändern und Gebräuchen.

An einen zweiten Film erinnere ich mich auch noch sehr gut, den ich nach diesem ersten Filmerlebnis als kleiner Junge sah und zwar war dies der tschechoslowakische Film „Reise in die Urzeit“, (1955) von Regisseur Karel Zeman, nach der Romanvorlage von Jules Verne - ein Film der mich auch mächtig beeindruckte. Diesen Film sah ich allerdings im Fernsehen, denn meine Eltern schafften sich kurz nach dem Umzug einen Fernseher an, einen „Cranach“. Damals gab es die Sendung mit „Professor Flimmrich“, der Filme für Kinder zeigte. Es gab ja nun auch Westfernsehen und da waren es die Filme aus der Immenhofserie die mir außerordentlich gefielen. Es müssen wohl die Szenen mit den Ponys gewesen sein die mich ansprachen und die Kinder die auf ihnen reiten durften, die beneidete ich. Noch heute sehe ich mir diese Filme gern an, habe auch die Videokassetten dieser Reihe. Nicht zuletzt die Schauspielerin Margarete Haagen und der Schauspieler Paul Henckels sind immer wieder sehenswert und dann natürlich die jugendliche Angelika Meissner und die jugendliche Heidi Brühl. Als Kind schwärmte ich geradezu für Angelika Meissner.

Als Erwachsener sehe ich diese Heimatfilme natürlich mit anderem Blick. Was mir jetzt an den Immenhof-Filmen gefällt, dies ist die wunderbare Landschaft der Holsteinischen Schweiz. Solcherart Flachlandschaften, mit Feldern, Seen und kleinen Wäldchen, sprechen mich mehr an als Gebirge oder Küstenlandschaften. Diese Filme sind in der Umgebung von Malente-Gremsmühlen gedreht worden und diese Landschaft erinnert einen doch sehr an die Auenlandschaft von Anhalt-Dessau á la Kühnauer See bis nach Wörlitz hin.

Malente-Gremsmühlen! Da ich eine zeitlang auch Notgeldscheine gesammelt habe, erlaube ich mir den Lesern meines Blogs die Notgeldserie von Malente-Gremsmühlen aus dem Jahre 1921 einzuscannen. Ich habe jeweils Vorder-und Rückseite eingescannt. In dieser Notgeldserie wird das alte Malente-Gremsmühlen in kleinen Grafiken im Jahreszyklus gezeigt, ergänzt durch Heimattexte. Wie Wörlitz ist diese Landschaft im Geiste für mich zu einem kleinen Arkadien geworden. Arkadien muß also nicht immer in Griechenland liegen, sondern eventuell auch in der Holsteinischen Schweiz oder im Dessau-Wörlitzer Gartenreich.

Zu den Bildern: Titelcover zu der DVD von „Der falsche Prinz“, Fotos aus dem Film „Reise in die Urzeit“, Videocover von „Ferien auf Immenhof“ und die Notgeldserie von Malente-Gremsmühlen.

Samstag, 14. Februar 2009

Bekanntschaften mit Dessauer Schriftstellern




Es ist nicht zu leugnen, daß mir in meiner Jugend die Dessauer Schriftsteller imponierten, weniger dessen was sie schrieben, denn da war ich nicht so begeistert, sondern es imponierte mir was sie persönlich ausstrahlten. Sie verkörperten für mich personifizierten Individualismus in einer Zeit des Kollektivismus. Ja und dann gar diejenigen Schriftsteller die es geschafft hatten in den Schriftstellerverband der DDR aufgenommen zu werden mit all den damit verbundenen Privilegien, wie kostenlosen Aufenthalten im Kurheim des Verbandes, den hochbezahlten Verträgen mit volkseigenen Betrieben zwecks Anleitung von „Zirkeln Schreibender Arbeiter“, verbunden mit maximal 2 Tagen Arbeit im Monat damit und einem Monatshonorar was dem Monatsgehalt eines kleinen Angestellten entsprach und natürlich mit dem „freischaffend“ sein, also nicht jeden Morgen ins Büro gehen müssen, selber bestimmen können wie der Tag abläuft. Nun diese Privilegien genossen nicht alle Schriftsteller und es waren auch oft nicht die besten ihrer Zunft die diese Privilegien hatten. Persönlich bekannt war ich nur mit wenigen Dessauer Schriftstellern. Niemals kennen gelernt habe ich z.B. Werner Steinberg oder Joachim Specht, die wohl bekanntesten Dessauer Autoren. Statt dessen führte ich viele interessante Gespräche mit Christa Borchert (siehe auch im B.N.-Blog meine Reportage in der damaligen „LDZ“ über Christa Borchert). Dies war dem Umstand geschuldet, daß sie in einem Ladengeschäft zu erreichen war. Sie war die Buchhändlerin der Kunstbuchhandlung „Bild und Buch“ in Dessau. Ursula Hörig lernte ich über ihre Tochter Floriane kennen mit der ich eng befreundet war. Floriane verunglückte tragischerweise in jungen Jahren tödlich. Mit Willibald Krause arbeitete ich auch als Klubhausleiter zusammen (siehe im Blog mein Gästebuch mit der Eintragung von Willibald Krause) und ich besuchte ihn auch ab und an in seinem Haus in Dessau-Waldersee. Ein paar mal ging ich auch mal in einen „Zirkel Schreibender Arbeiter“ um mir ein wenig handwerkliches Rüstzeug zu holen. Dies war dort aber nicht so mein Ding und so blieb dies nur eine kurze Episode. Dieser Zirkel wurde von dem Schriftsteller Manfred Richter geleitet. Ansonsten war ja Dessau keine Stadt die magisch Autoren anzog oder in deren Mauern viele Schriftsteller wohnten, wenngleich das Schreiben seitens des Staates sehr gefördert wurde, einmal durch die „Zirkel Schreibender Arbeiter“, die Volkskorrespondenten bei der Tageszeitung „Freiheit“ (SED), den ehrenamtlichen Mitarbeitern der „Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten“ (NDPD) und der „Liberaldemokratischen Zeitung“ (LDPD) und durch das sehr rührige Kreiskabinett für Kulturarbeit mit seiner Leiterin Waltraud Kroker.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Anfrage eines Mitarbeiters des Auswärtigen Amtes betreffs Wituland

Vielleicht interessiert es die Leser meines Blogs wie doch die Wituforschung sich auch mit scheinbar nebensächlichen Dingen beschäftigt. Ich erlaube mir eine Email vom Dezember vorigen Jahres mit meiner heutigen Antwort hier zu veröffentlichen. Es ist tatsächlich so, daß immer mehr die Sultanspost Witulands in das öffentliche Interesse kommt, da sowohl die Geschichte der Briefmarken Witulands wie auch das kurze Bestehen des deutschen Postamtes auf Lamu noch heute äußerst abenteuerlich anmuten.

Date: Wed, 3 Dec 2008 08:39:07 +0300> From: v@nair.auswaertiges-amt.de> To: wituland@hotmail.com> Subject: Witu> > Deutsches Witu-Archiv> Herrn Bernd Nowack> Sandberg 33> D-06849 Dessau> > > > >

Sehr geehrter Herr Nowack, über "http://www.deutsche-schutzgebiete.de/witu.htm" bin ich auf Ihre Koordinaten gestoßen. Ich hätte eine Frage, die Sie wahrscheinlich aus dem Stand beantworten können: es gibt immer wieder "Hinweise", daß in Witu / Kenia noch bauliche Überreste aus der Schutzgebiets-Zeit Witus erhalten sein sollen, u.a. angeblich ein Postgebäude. Wissen Sie dazu etwas Genaueres?
Mit freundlichen Grüßen Walter von den Driesch

-- > Walter L. von den Driesch> Ständiger Vertreter des Botschafters> Deutsche Botschaft> Riverside Drive 113 - Ludwig Krapf House> P.O. Box 30180, 00100 Nairobi / Kenya> Tel.: +254 (0)20 - 4262-100 (pilot) / -247 (direct)> Mob.: +254 (0)721 - 322 448> Fax: +254 (0)20 - 4262-129

Werter Herrr von den Driesch! Entschuldigen Sie bitte die lange Wartezeit betreffs der Beantwortung Ihrer Frage, dies hat damit zutun, daß dummerweise etliche Daten durch einen Fehler im Mailfach verloren waren und diese erst rekonstruiert werden mußten, was nicht so einfach war. Zu Ihrer Frage: Ein eigentliches Postgebäude der Sultanatspost gab es auf dem Festland nicht, auch nicht eine Außenstelle der deutschen Postagentur auf Lamu. Meines Wissens war in Witu-Ort ein Bediensteter des Sultans damit betraut die Post zu erledigen. Dies geschah dann per Boten. Nun war es aber so, daß der Sultan selbst die Post mit den Suahelimarken, die ja von der Seite der Deutschen initiiert worden waren, kaum genutzt hat, er soll nur seinen altbewährten Botendienst genutzt haben. Die Witu-Post diente daher fast ausschließlich den im Lande lebenden Europäern. Anlaufstelle in Witu soll aber eben dieser Bedienstete des Sultans gewesen sein, der dann bei Eintreffen der Post, seinerseits einen Boten zu dem Empfänger schickte um dem den Brief zu übergeben. Da ja Witu-Ort nicht zum eigentlichen Kerngebiet der deutschen Verwaltung gehörte, war dies so geregelt. Im Kerngebiet selbst lag die Postverteilung in den Händen der Deutschen. Es ist nun möglich, daß das Haus dieses Bediensteten in Witu in Resten noch vorhanden ist, aber von einem Postgebäude zu sprechen, dies halte ich für übertrieben. Wo diese Überreste stehen sollen, ist mir nicht bekannt.

Mit freundlichem Gruß Bernd Nowack

Sonntag, 8. Februar 2009

Ein interessanter Witu-Brief


Für mich als Wituforscher ist es natürlich immer wieder interessant wenn Exponate aus der deutschen Kolonialzeit von Wituland auf den Markt kommen. Original gelaufene Briefe aus dieser Zeit die von der Sultanspost befördert wurden, die sind extrem selten. Es gibt zwar jede Menge Fälschungen auf dem Markt, aber tatsächlich echte Briefe gibt es kaum, da die Sultanspost in dem kurzen Zeitraum ihres Bestehens nur sehr, sehr wenige Briefe befördert hat und noch viel weniger dieser Briefe die Zeiten überdauert haben. Die COLONIAL STAMP COMPANY 5757 Wilshire Blvd., Penthouse 8 Los Angeles, California 90036-5816, bietet derzeit einen interessanten Briefumschlag an und was das wichtigste ist, dieser scheint tatsächlich echt zu sein, dafür bürgen schon Namen früherer Witu-Kenner wie Richter und Jakubek und die Expertise eines Siebentritt (nicht Sibentritt wie die Company schreibt). Natürlich würde jeder Witusammler dieses tolle Exemplar gern haben wollen, nur wer kann sich so ein Stück leisten? Die Colonial Stamp Company bietet den Briefumschlag für 12.000,- Dollar an, ein fairer Preis, bedenkt man die Seltenheit so eines Stückes, aber eben halt für die meisten unerschwinglich.

Auszug aus dem Angebot der Colonial Stamp Company:

Mi 59 1889 ¾R tied by “W” in block grid cancel to envelope posted from “MKONUMBI” to “LAMU” addressed inArabic to Clemens Denhardt, covers from this short-lived German East Africa protectorate are of the highest order of rarity, minor cover faults, otherwise fine and extremely rare usage, signed Richter, Holcombe, with 1996 Jakubek cert. ex-Sibentritt (who was the German BPP expertising authority for G.E.A.)

Altes: Cartoons, Cartoons und immer wieder Cartoons







Ja, ja die Cartoons haben es mir schon seit frühester Jugend angetan. Wenn bei uns die „Wochenpost“ mal gekauft wurde, dann waren es zuerst die Witzzeichnungen die ich mir anschaute. Und bezeichnenderweise hatte diese Passion auch schon mein Großvater mütterlicherseits, der übrigens wie ich auch gern zeichnete. Der Opa kaufte auch die „Wochenpost“ besonders gern wegen der Cartoons von Willy Moese, eben dem Cartoonisten den ich auch so mochte und der ja nicht nur die Witzzeichnungen in der „Wochenpost“ machte, sondern auch in der von mir regelmäßig gelesenen Kinderzeitschrift „Fröhlich sein und singen“ sehr oft vertreten war. Über Willy Moese habe ich ja schon einmal im Zusammenhang mit seiner Cartoon-Serie „Klaus und Choko“ hier im Blog geschrieben, die übrigens auch in der Wochenpost seinerzeit erschienen war und zwar auf der Kinderseite. Ja, und mein Großvater mochte auch Epper sehr, den Witzzeichner der Tageszeitung „Freiheit“. Die „Freiheit“ war das Organ des Bezirkes Halle, zu dem auch Dessau gehörte, der SED. Jeden Samstag gab es die Wochenendbeilage „blick“ und in dieser Beilage waren die Zeichnungen von Epper (eigentlich: Arthur Epperlein) immer das beste. Ich erlaube mir ein paar Scans aus meiner privaten Sammlung von Epper-Büchern im Blog zu bringen. Diese Bücher erschienen ab den 70er Jahren und sind Sammelbände seiner Zeichnungen aus der „Freiheit“.

Neben Willy Moese und Epper waren es noch die beiden Schmitts, Schmidts, der eine aus dem Osten und der andere aus dem Westen. Von letzterem, Manfred Schmidt, hatte man in der ehemaligen DDR natürlich wenig an Material, eigentlich nur einige Exemplare der Illustrierten „Quick“ mit den Bildgeschichten des Detektivs Nick Knatterton, einem wunderbaren Sherlock-Holmes-Verschnitt. Wesentlich mehr, das heißt sogar jede Menge, hatte ich schon von dem DDR-Cartoonisten Erich Schmitt. Fast jeder in der DDR kannte und mochte die Figuren aus der Feder von Erich Schmitt, wie den Tierparklehrling Ede, die kleine Seenixe Nixi, den Ritter Kuno Wimmerzahn oder die Krankenschwester Monika. Meine ganz besondere Lieblingsserie war aber die „Reise zu den Proximanen“. Als Scans ein Bild aus Nick Knatterton, ein Bild aus der Proximanenserie und Buchumschläge. Für Interessenten: Von allen hier aufgeführten Cartoonisten gibt es auch heute noch Sammelbände und Nachdrucke zu kaufen, einfach mal googlen!
Link zu dem Scan von Willy Moeses "Klaus und Choko":

Donnerstag, 5. Februar 2009

Erinnerung an das Buchhaus Leipzig



Gestern blätterte ich in meinen Sammlungen und da fielen mir die alten Kataloge des Buchhauses Leipzig aus den 60er und 70er Jahren in die Hände. Dieses Buchhaus war auch ein Versandbuchhaus und ich bekam von dort die abonnierten Bücher des buchclubs 65 zugesandt. Natürlich bestellte ich dann auch etliche Bücher gleich mit die das Buchhaus in seinen Katalogen offerierte. Beim Durchblättern dieser alten Kataloge, die ich bestimmt 30 Jahre nicht mehr beachtet hatte, fiel mir auf, dass ich bei diesem Buchversandhaus doch eine ganz schön große Menge an Büchern gekauft hatte, bzw. meine Eltern für mich, denn als Schüler hatte ich ja noch kein Geld. Fast alle Bücher habe ich noch, denn sie gefielen mir so, dass ich sie oft mehrmals las, so die Bücher von Robert Louis Stevenson, meinem Lieblingsschriftsteller, oder die von Mark Twain. Ich entdeckte auch die Bücher der Lederstrumpfserie von James Fenimore Cooper, die ich geradezu verschlang und die noch immer einen Ehrenplatz in meinem Bücherschrank haben, oder die Bücher von Jules Verne mit den großartigen Illustrationen von Werner Klemke, dem bekannten Zeichner des Titelblattes des „Magazins“ mit dem Kater, von dem ich mal eine Originalgrafik erwarb weil ich ihn so schätzte und ich entdeckte die von mir so geliebten Märchen von Wilhelm Hauff und den Sammelband „Lyrik der Antike“, durch den meine Antikenbegeisterung entfacht wurde – und, und, und!

Anbei ein kleiner Ausschnitt aus zwei alten Katalogen des Buchhauses Leipzig aus dieser Zeit für diejenigen die diese Zeit nicht erlebt haben, um sich ein Bild zu machen.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Deutsch-sowjetische Brieffreundschaft




Meine Sympathie für das russische Volk (nicht für deren Herrscher von Chruschtschow bis Putin und den Cliquen an der Macht) begann ganz unspektakulär und zwar ziemlich zwangsweise. Ich war nie ein guter Schüler, ja zeitlebens haßte ich geradezu die Schule mit all ihren Zwängen und besonders war mir der Kollektivismus des SED-Sozialfaschismus zuwider. Es gab ja in der damaligen DDR Russischunterricht ab der 5. Klasse. Nun hatte ich das Pech als kleiner Knirps in der 2. Klasse als besonders sprachbegabt zu gelten und man steckte mich in eine Förderklasse die schon ab der 3. Klasse Russischunterricht hatte. Zu allem Unglück gab es diese Förderklasse nicht in Ziebigk, dort wo ich wohnte, sondern in der Stadt in der Flösser-Schule an der katholischen Kirche und ich musste die Schule wechseln. Dies bedeutete für mich jeden Tag den umständlichen Weg hin und zurück, zwar mit dem Bus, aber zu dem musste man ja erst mal hin marschieren und vom Busbahnhof war es für einen kleinen Jungen auch noch eine ganz schön lange Strecke bis zur Schule. Dort kam ich ziemlich intensiv mit der russischen Sprache in Kontakt. Aber lange Jahre hielt ich es auf dieser Schule nicht aus, mir behagte einfach nicht dieser lange Schulweg, den ich mutterseelenallein bewältigen musste, denn ich war der einzigste Schüler aus Ziebigk der diese Förderklasse besuchte und besonders die Winter sind mir noch in schlechter Erinnerung, wo ich morgens in Dunkelheit und Kälte durch die Ferdinand-von-Schill-Straße wie in einem Alptraum wandelte. Damals waren ja noch auf der linken Seite der Straße nur Ruinen, die recht gruselig wirkten, nur unterbrochen durch die Eisbude des Herrn Grey, dessen Eis man auch im Winter kaufen konnte und welches ich mir auch öfter gönnte. Peinlich war es mir auch immer in den Bussen, denn mit dem Bus fuhren in ganz Dessau nur die Hilfsschüler in die Pestalozzi-Schule und oft wurde ich besonders von alten Damen mitleidig angesehen oder sogar angesprochen, die meinten ich wäre so ein „Dummenschule-Schüler“.

Russisch ja und sogar mit Begeisterung, aber diesen Gruselweg dorthin bis zu dieser Schule, der war mir zuwider und er hat sich tatsächlich bei mir im Gehirn eingebrannt, in nächtlichen Albträumen, die ich ab und an habe, finde ich mich oft noch heute auf eben diesem Weg um den Busbahnhof und der Ferdinand-von-Schill-Straße wieder, zwischen all den Ruinen und immer in winterlicher Dunkelheit, allein und meistens verfolgt. Daß ich von dieser Schule wieder wegkam, dies hatte ich nur einem Zufall zu verdanken. Der Weg nachmittags nach hause war schon ein angenehmerer, erstens war es hell und zweitens ging es ja nach Haus, weg von der Schuldisziplin hin zu der häuslichen Freiheit. Als Abkürzung wählte ich den Weg durch eine dieser Ruinen und da kam es, dass sich dort ein Exhibitionist herumtrieb. Exhibitionisten sind ja bekanntermaßen zum Glück harmlos und einen seelischen Schaden hat von deren Treiben noch kein Mensch bekommen, aber das war denn doch der Auslöser, dass mich meine Eltern von einem Tag auf den anderen von dieser Schule abmeldeten. Naiv hatte ich meinen Eltern von dem Herrn erzählt der des öfteren dort in der Ruine mit heruntergelassener Hose stand und statt zu pullern seinen Pimmel erregiert zeigte. Ich kann nicht sagen, dass mich das besonders erschreckt hätte, eher fand ich das komisch. Bei diesem Tun sagte er nichts, tat eher so als wenn er einen nicht bemerkte. Kurz und gut, die Plage mit der Russisch-Förderschule war ich los.

In der regulären Schule verlor ich bald die Lust an der russischen Sprache wie an den meisten anderen Fächern. Was mir aber gefiel, dies war die Brieffreundschaft mit einer russischen Schülerin. Diese Brieffreundschaften wurden durch die Schule vermittelt, einmal wegen der Erziehung zur Freundschaft zum „großen Bruder“ Sowjetunion und zum anderen um die russische Sprache auch praktisch anzuwenden. Letzteres war auch ein lobenswerter Ansatz, denn man strengte sich wirklich mehr an russisch zu lernen, schon um mit seiner Brieffreundschaft besser kommunizieren zu können. Meine Brieffreundin hieß Katja und kam aus Baku. Es entwickelte sich eine nette Brieffreundschaft und besonders freute ich mich wenn Katja mir in den Brief ein Abzeichen legte, denn diese sowjetischen Abzeichen waren immer so wunderbar emailliert und vergoldet und gefielen mir. Im Gegenzug bekam Katja vom mir irgendeine Kleinigkeit die es in der UdSSR nicht gab. Irgendwann erlosch der Briefwechsel und nur die Erinnerung bleibt. Ich erlaube mir ein paar Briefe von Katja hier als Scan zu bringen. Diese sowjetischen Schülerbriefe waren durchweg dadurch gekennzeichnet, daß auf ihnen fast immer russische Stammbuchbildchen aufgeklebt waren. Diese Fremdartigkeit hatte für deutsche Kinder einen besonderen Reiz. Den allerersten Brief von Katja an mich möchte ich den der russischen Sprache nicht mächtigen Lesern übersetzen. Ich selbst habe heute mächtige Mühe diesen Brief zu übersetzen, denn die russische Sprache ist einfach nicht so hängen geblieben wie man das von mehrjährigem Unterricht hätte erwarten müssen:

„Guten Tag deutscher Freund!
Ich heiße Katja mit dem Familiennamen Elisens. Ich bin Pionierin in der 7. Klasse der Schule 170. Ich wohne in der Stadt Baku. Meine Stadt ist sehr schön. Ich beschäftige mich in Zirkeln unserer Pionierorganisation. „Der Pionier hält Freundschaft mit den Kindern aller friedlichen Länder“. Ich will mit Dir in Briefwechsel treten. Ich stehe auch schon mit anderen Kindern aus anderen Ländern im Briefwechsel. Mein Gruß bietet Dir meine Freundschaft an.
Auf Wiedersehen
Antworte bald.
Deine Katja Elisens“