Dienstag, 29. September 2009

B.N. und der Klub der Werktätigen Dessau-Ziebigk und der Jugendklub Ziebigk







Dieser Tage war ich mal wieder in meiner alten Heimat Dessau-Ziebigk. Wehmut beschlich mich als ich am früheren Klub der Werktätigen und dem Jugendklub vorbei ging. In diesen Klubs verbrachte ich etliche Jahre meiner Jugend (leider wurde ca. 1970 der Jugendklub geschlossen). Als ich mit meinen Eltern von Törten nach Ziebigk zog, da bestand schon am Ende des Knarrbergs der Klub der Nationalen Front aus dem dann später der Klub der Werktätigen Ziebigk wurde. Ich erinnere mich noch sehr gut an die wunderbaren Kindernachmittage dort und an meinen ersten Kinofilm den ich sah, der dort gezeigt wurde - es war der Märchenfilm „Der falsche Prinz“. Anfang der 60er Jahre war das gesamte Haus ein Klubhaus (siehe 2. Foto) und erst später wurde das Haupthaus an Künstler des Landestheaters vermietet und der Klub der Werktätigen mußte sich auf einen einzigen kleinen Raum beschränken (siehe 3. Foto, linkes Kreuz wo sich jetzt eine Garage befindet, rechtes Kreuz deutet den Jugendklub an). In diesem Raum - mit einem Klavier drin - fand dann alles statt was an kulturellen und gesellschaftlichen Dingen in einem Wohnbezirk so stattfand, u.a. auch die Versammlungen der Wohnparteiorganisation der SED, des DFD und der Wohnbezirksausschüsse der Nationalen Front. Da die Jugend in Ziebigk keinen eigenen Raum hatte, so richtete man in einem separaten Gebäude einen Klub ein, den Jugendklub Ziebigk (siehe erstes Foto, man denke sich das jetzige Tor weg).

Offiziell unterstand dieser Jugendklub der Nationalen Front in Ziebigk und der Klubleiterin Frau Gotsch, doch die bekam ihr Gehalt im Schlaf, denn sie ließ sich so gut wie nie sehen, nur eine Reinemachefrau, eine Frau Böttcher, die von der Nationalen Front bezahlt wurde, die mußte unseren Dreck wegmachen und die ließ sich auch mal zu den Öffnungszeiten blicken. Und Dreck wurde genug gemacht, denn es war immer viel los im Jugendklub - im Prinzip wurde jeden Tag und jede Nacht Party gefeiert. Es gab eine kleine Bar die von uns Jugendlichen selbst betrieben wurde. So zogen die Jugendlichen die Bardienst hatten vor Öffnung (so 14.00 Uhr) erst mal mit einem Handwagen zu Getränke-Schneider (die hatten ihren Flaschenbierhandel in einer Wohnung in den ehemaligen Kasernen in der Elballee) und kauften Bier und Hochprozentiges (Jugendschutz kannte man da noch nicht, Alkohol und Zigaretten konnten auch Kinder frei kaufen und konsumieren). Und wer da nun annimmt Partei und Staat hätten sich in das Jugendleben eingemischt, der irrt! In diesem Jugendklub gab es kaum mal Reglementierungen, also freier können Jugendliche in der Freizeit nicht leben! Das ging von der stets und ständig gehörten Westmusik bis hin zur sehr freien und von fast allen mir bekannten Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren ausgelebten Sexualität (die Zeit der 68er lassen grüßen).
Alles in allem war die Freizeit der Jugendlichen damals viel freier und unreglementierter als vergleichbares in heutiger Zeit. Anbei ein paar alte Fotos aus dieser Zeit (der mit dem Kreuz darüber bin ich im Alter von ca. 16 Jahren). Leider habe ich keine Fotos von dem Jugendklub innen und außen aus dieser Zeit. 4 Fotos zeigen mich mit meinen engeren Freunden des Jugendklubs (mit anderen Klubmitgliedern war ich nicht so eng befreundet, da sie echte Rabauken und Säufer waren), aufgenommen auf der dem Jugendklub gegenüber liegenden Wiese und an einem Tisch auf dem Hof des Jugendklubs.

Freuen würde ich mich wenn Leser des Blogs mir mit weiteren alten Fotos des Klubs der Werktätigen Dessau-Ziebigk und des Jugendklubs Ziebigk dienen könnten. Hier noch einmal meine Email-Adresse:
anhaltantik@yahoo.de !

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