Montag, 12. Oktober 2009

B.N. als Fotograf bei den Ballettwettbewerben der DDR




Ich bin kein Theatergänger und leider habe ich es zu DDR-Zeiten verabsäumt viel ins Theater zu gehen, denn Theatervorstellungen waren bekanntlich wahnsinnig preiswert im Verhältnis zu jetzt. Gerade heute schaute ich mal wieder auf die Seite des Dessauer Theaters http://www.www.anhaltisches-theater.de/preisuebersicht und war erschrocken - die billigste Karte 12,50 Euro für eine Vorstellung des Musiktheaters/Balletts? Die Zeiten wo die Kunst für alle Bürger erschwinglich war, die sind vorbei, ins Theater gehen können, heißt wieder, wie schon zu Kaisers Zeiten, zu den Betuchten zu zählen. Vergessen wird ja immer wieder, daß 12,50 Euro für den billigsten Sitzplatz 25,- Mark sind und vergleicht man dann mit den Preisen in der DDR, wo ein solcher Platz 1,- bis 2,- Mark kostete, dann wird das ganze Ausmaß der jetzigen Ausgrenzung breiter Bevölkerungsschichten von der Kultur deutlich.

Wer da nun meint, es würden nur Hartz-IV-Empfänger ausgegrenzt, der irrt, der hat wahrscheinlich nur die horrenden Gehälter der im öffentlichen Dienst tätigen oder deren Pensionen vor Augen. Nein, gerade gestern traf ich einen guten Bekannten, er Anfang 50 und ein hochqualifizierter fleißiger Facharbeiter, vor einigen Jahren verdiente er noch über 2000,- Euro netto, doch durch die vielen Firmenpleiten wurde er wieder und wieder gekündigt und musste immer mieser bezahlte Jobs annehmen. Jetzt hat er gerade mal 750,00 Euro netto monatlich in der Tasche und dies bei einem 12-Stundentag, bei zusätzlichen Bereitschaftsdiensten am Wochenende die nicht mal bezahlt werden. Dies ist die gesellschaftliche Wirklichkeit von der die Bourgeoisie dieses Landes nichts wissen will, stattdessen „tanzt der Kongress“ im übertragenen Sinne.

Nicht nur, daß die Eintrittspreise für Kultureinrichtungen in der DDR staatlicherseits gestützt wurden, unter der Maxime „allseits gebildete Bürger“ haben zu wollen, sondern es gab auch jede Menge an Vorstellungen die von Betrieben oder gesellschaftlichen Organisationen finanziell unterstützt wurden. So konnte günstigenfalls eine Theaterkarte unter einer Mark liegen, von den vielen verteilten Freikarten ganz abgesehen. Nun, ich selbst hätte in den 80er Jahren für die meisten Vorstellungen nichts bezahlen müssen, da ich Freikarten bekommen konnte, da ich freiberuflich als Fotograf tätig war und z.B. bei den Ballettwettbewerben der DDR, die aller zwei Jahre in Dessau am Landestheater ausgetragen wurden, Fotoserien anfertigte.

Ballett gefällt mir von allen Sparten des Theaters sowieso am besten, einmal wegen der Ästhetik und wegen der Kürze der meisten Aufführungen. Schon immer fand ich die meisten Stücke von Schauspiel, Oper oder Operette zu lang und dies schreckte mich deshalb vom Besuch ab. Lieber hörte ich Schallplatten zuhause von Oper, Operette und Musical.

Es war immer eine schöne Woche für mich wenn der Ballettwettbewerb in Dessau stattfand. Ich fotografierte ja nicht vom Zuschauerraum aus, sondern war bei den Proben dabei, stand mit den Tänzern, Tänzerinnen und Choreographen hinter der Bühne (der damalige Inspizient, Herr Morgenthal, machte vieles unbürokratisch möglich), interviewte sie dabei, aß mit ihnen in der Kantine und feierte mit ihnen wenn es etwas zu feiern gab. Diese Woche war zwar anstrengend, aber dennoch hätte ich mit keinem Arbeiter in einer Fabrik oder einem Angestellten in einem Büro tauschen wollen, weil ich diese Arbeit gar nicht als Arbeit ansah sondern als Vergnügen.

In punkto Tanz hatte ich ja schon einige Erfahrungen in früherer Zeit sammeln können, so war ich mit der Tänzerin des Landestheaters Gabriele Bernhard befreundet und einige Mädchen des Zusatzballetts standen ja des öfteren Modell bei meinen künstlerischen Erotikfotografien, die in Ausstellungen und Publikationen einen gewissen Erfolg hatten. 1979 arbeitete ich außerdem fast ein halbes Jahr als Mitarbeiter im Organisationsbüro des Bezirkstanzfestes des Bezirkes Halle. Dieses Büro hatte seinen Sitz im damaligen Dessauer Kreisjugendklubhaus „Majakowski“ und das Bezirkstanzfest fand dann erfolgreich im Dessauer Tiergarten statt. Irgendwann werde ich mal über diese meine Tätigkeit auch im Blog schreiben, schließlich habe ich aus dieser Zeit noch sehr viel an Dokumenten und Fotografien.

Ich habe mal ein paar Unterlagen des 8. Ballettwettbewerbs von 1983 eingescannt, bin mir aber nicht sicher ob die von mir gemachten obigen zwei Fotos aus dem 8. Wettbewerb oder einem anderen Ballettwettbewerb stammen, da ich nie auf der Rückseite das Datum vermerkt habe. Jedenfalls weiß ich noch, daß der abgebildete Tänzer Jörg Lucas den 2. Preis für ausgezeichnete Partnerleistung 1983 für die Darbietung bekam die mein linkes Foto zeigt.

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