Montag, 2. November 2009

Schildbürgerstreich Dessauer Jagdbrücke



















Die Gegend um den Dessauer Frühlingssee war zu DDR-Zeiten ein entlegener Ort der nur von wenigen FKK-Freunden aufgesucht wurde. Dies hatte den Vorteil, daß die Natur dort naturbelassen war, auch wenn die FKK-Freunde mit ihrem Auto zum Frühlingssee fuhren, der Natur hatte dies nicht geschadet. Es macht ja auch nichts wenn ein paar Autos auf der Wiese am Frühlingssee parken, denn das alljährliche Hochwasser setzt der Grasnarbe entschieden mehr zu als die paar Reifeneindrücke. Dadurch, daß das Gebiet nur schwer zu erreichen war, strömten auch nie große Massen an Menschen dorthin und die seltenen Pflanzen und Tiere auf dem Ostufer der Mulde wurden nicht gestört. Anders nun seit der Wende! Mit dem Auto zum Frühlingssee fahren ist mittlerweile verboten, saftige Strafen drohen, reine Bürgerfeindlichkeit und Abzocke, denn im Sommer donnert schweres Gerät von Landwirten über die dortigen Wiesen, denn das Gebiet wird bewirtschaftet. Also um Naturschutz geht es den Verantwortlichen der Stadt Dessau absolut nicht, denn sonst hätte man nicht Anfang der 90er Jahre ausgerechnet an dieser sensiblen Stelle eine Brücke über die Mulde gebaut und dies nur weil die Radfahrertouristenlobby Druck gemacht hatte. Besonders Radtouristen aus dem Westen möchten auf kürzestem Weg von Dessau nach Osten kommen und diese Touristen sind verwöhnt, die mögen es nicht auf Feldwegen zu fahren, sondern edle Pflastersteine müssen es schon sein. So wurde in Schildbürgermanier gepflastert was das Zeug hält und dies in einer Auenlandschaft die naturbelassen sein sollte. Nun Deutschland hat ja genug Geld was aus dem Fenster geschmissen werden kann! Daß nun das Gebiet, welches man so teuer pflasterte, bei Hochwasser unter Wasser steht und die Pflasterung nicht lange halten wird, dies war den Verantwortlichen der Stadt Dessau egal, Hauptsache den radfahrenden Westtouristen wird westliches Flair vermittelt, denn naturbelassene Landschaften sind dort ja bekanntlich verpönt.

Ja und seitdem diese unselige Jagdbrücke besteht, da wälzen sich Massen an Menschen zu Fuß und per Rad durch die dortige Natur. Da nützt es selbstverständlich auch nichts, daß Schilder aufgestellt werden, die die Besucher bitten die Muldesandbank nicht zu betreten, da dort der seltene Flußregenpfeiffer brütet, allein schon die vielen Gaffer am Ufer verscheuchen den Vogel. Es ist ein einziger Nonses. Heute ein paar Fotos von diesem Gebiet, aufgenommen an einem trüben Tag, damit einem nicht Menschen die fotografische Sicht versperren. Mit dem Bau der Jagdbrücke ging es mit der Natur der Muldaue bergab, aber die Verantwortlichen klopfen sich selber auf die Schultern und meinen in ihrer Fehleinschätzung der Realität, daß sie viel bessere Naturschützer seien als zu Zeiten vor der Wende – so jedenfalls in offiziellen Verlautbarungen.

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