Dienstag, 5. Oktober 2010

Deutschtümelei sogar beim Blutplasma-Verkauf


Wenn immer von einer Gefahr von Rechts gesprochen wird und zu Zivilcourage aufgerufen wird, dann meint man immer Parteien wie die NPD oder die DVU oder randalierende Pseudo-Neonazis, aber die permanente überhebliche Deutschtümelei der Masse der Kleinbürger, die stuft man nicht als latent faschistisch ein. Der Schoß ist aber immer noch fruchtbar aus dem faschistische Gesinnung kraucht, da hat sich in der Mentalität einer großen Masse der Deutschen nur wenig geändert. 2010 weist verdammt viele Parallelen zu 1930 in der Einstellung der Deutschen auf: Obrigkeitshörigkeit, der Ruf nach einem „starken Staat“, Zustimmung zu der Einschränkung von Bürgerrechten, geradezu religiöse Verehrung von Vorschriften und Reglementierungen und deutsche Überheblichkeit gegenüber allem Fremden und Andersartigem. „Deutschland halt´s Maul!“, so hieß eine der Losungen zum Tag der Einheit von kritischen Demonstranten in Bremen. Damit war nicht gemeint, daß freiheitlich gesinnte Bürger ihre Klappe halten sollen, sondern die anmaßenden spießbürgerlich deutschtümelnden Bürger des preußischen Ungeistes waren damit gemeint, die wieder hoch erhobenen Hauptes stolzieren und die vergessen machen wollen, was die Deutschen für Dreck anstecken haben, sei es als alte Nazis mit den größten Verbrechen die die Menschheit je gesehen hat, oder als Nachkriegsdeutsche die diese Verbrechen systematisch vertuschten und die Kollektivschuld des deutsche Volkes leugneten, ja jahrzehntelang sämtliche NS-Täter und Mitläufer, außer ein paar Sündenböcken, an die Futtertröge des Nachkriegsdeutschlands ließ. Emigranten dagegen oder Verfolgte des NS-Regimes hatten einen schweren Stand, wie z.B. die Sinti und Roma, die noch heute diskriminiert werden und von oben herab angesehen werden.

Bis 1989 unterstützte die Mehrheit der DDR-Bürger das sozialfaschistische SED-Regime. Die Zivilcourage der Masse der Bürger von 1989 kam ziemlich spät, jahrzehntelang stützten die opportunistischen kleinbürgerlichen Ostdeutschen das SED-System und die kleinen Büttel auf der unteren Ebene waren oft eilfertigere Hardliner als die Spitze um Honecker. Bestes Beispiel war der Beschluß der Regierung der DDR, daß auch Nichtrentner bei dringenden Familienangelegenheiten in den Westen reisen dürfen, ein durchaus humanes Anliegen der Staatsoberen, welches allerdings bei den kleinen Bütteln unten immer wieder sabotiert wurde. Als meine liebe Oma, die in Westdeutschland wohnte, sehr schwer krank wurde und die Ärzte des Krankenhauses uns ein umfangreiches Attest sendeten, daß Oma Martha nur noch kurze Zeit zu leben hätte, da war das Gesetz gerade ein paar Wochen alt, daß mein Vater als Sohn hätte zu ihr fahren dürfen. Mein Vater stellte den Antrag sofort, statt aber die Reisegenehmigung zu bekommen, wurde er zur SED-Kreisleitung bestellt, zum damaligen Chef, einem Typen namens Karl Hertel. Statt meinem Vater sein Bedauern über die Krankheit der Mutter auszudrücken, hielt er meinem Vater eine Standpauke, daß er als Wirtschaftsfunktionär so einen Besuchsantrag nicht zu stellen hätte, auch wenn ihm das gesetzlich zustände und machte meinen Vater herunter, drohte mit beruflichen Konsequenzen (die dann später auch eintraten). Der lange Arm der SED-Kreisleitung reichte weit, mein Vater bekam keinen Reisepaß für den Besuch seiner Mutter. Wir waren zuhause geschockt, da immer dringlichere Anrufe aus dem Krankenhaus kamen, daß Oma immerzu nach ihrem Sohn rief, denn sie spürte den nahenden Tod. Vater sah nur einen Ausweg, eine Eingabe bei Honecker in dessen Bürgerbüro. Von dort kam grünes Licht, aber die Typen der SED-Kreisleitung nahmen es mehr als übel, daß mein Vater sich über Dessau beschwert hatte. Vater durfte fahren, aber ehe die Stempel etc. unter den Papieren waren, da war Oma gestorben, ohne daß sie ihren Sohn noch einmal gesehen hatte, was sie sich so sehnlich gewünscht hatte. Vater durfte eine Woche dort bleiben und es blieb ihm nichts anderes übrig als nur noch die Beerdigung zu organisieren. Diese miese deutsche Mentalität der Büttel auf unteren Ebenen aus Niedertracht bestehende Gesetze noch zu verschärfen oder gar zu unterlaufen, diese Mentalität zieht sich durch die deutsche Geschichte wie ein roter Faden. Nach 1945 hätten die Siegermächte die Möglichkeit gehabt die Deutschen unzuerziehen. Anfänge waren mit der Reeducation gemacht (Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Reeducation ), aber leider wieder nach kurzer Zeit abgebrochen, so daß sich deutscher Ungeist ungehindert fortsetzen konnte, sowohl in Westdeutschland wie auch in der DDR.

Diese Mentalität des Tretens nach unten, durch formale Auslegung von Vorschriften zum Nachteil der Bürger, die ist vielen Deutschen die ein kleines Amt bekleiden oder die meinen sie könnten bestimmen, immer noch eigen. Ein typisches Beispiel erlebte ich heute im Dessauer Blutplasma-Center. Wohlstandsbürger kennen dieses Center kaum, denn sie müssen ja dort nicht ihr Blutplasma für wenig Geld verkaufen um finanziell über die Runden zu kommen, wie arme Rentner, Hartz-IV-Empfänger die vom Jobcenter eine Geldsperre bekommen haben weil sie die Zwangsarbeit bei einem 1-Euro-Job abgebrochen haben oder andere Arme. Zum dritten Male begleitete ich einen Bekannten dorthin, der in großen Geldschwierigkeiten war durch Nichtgewährung ihm zustehender Sozialleistungen auf unterer Ebene. Dieses Blutplasma-Center verbrämt die Entlohnung als Aufwandsentschädigung, ansonsten würde es zu sehr nach Dritter Welt riechen, wo viele Arme ebenfalls ihr Blut oder Blutplasma verkaufen müssen um überleben zu können. Versprochen waren ihm 10,- Euro für die erste Spende, dann 15,- Euro für die zweite und 20,- Euro für die dritte, dann wieder etwas weniger usw. und so fort. Da der Bekannte eine Leseschwäche hat, so half ich ihm beim Ausfüllen des jedes Mal auszufüllenden Befragungsbogens. Die ersten Male ging das problemlos, keine der Angestellten dort nahm daran Anstoß, heute aber ranzte eine typisch deutsch aussehende Mitarbeiterin uns an und verbot das Helfen mit der Begründung, daß nur der deutschen Sprache und Schrift kundige Bürger Blutplasma spenden dürften. Auf Diskussionen ließ sie sich nicht ein. Da waren wohl die Forderungen konservativer Politiker, daß Ausländer der deutschen Sprache in Wort und Schrift kundig sein müssten auf offene Ohren gestoßen? Daß diese deutschtümelnde Büttelin in diesem Blutplasma-Center aber auch mit dieser Anordnung viele andere Bürger diskriminierte, dies schien dieser Frau egal und es war typisch, denn durch derlei Anordnungen werden sowohl schlecht sehende, wie mit Formularen Schwierigkeiten habende Bürger diskriminiert. Hätte ich z.B. dort mein Blutplasma verkaufen wollen und ich hätte meine Lesebrille nicht dabei gehabt, dann hätte ich auch jemanden bitten müssen mir behilflich zu sein und mir die kleinen Buchstaben vorlesen lassen müssen. Verboten! Deutsch lesen muß man können! Ja und wenn ich Sorbe wäre? Hätte ich deutsch können müssen? Ja und jeder eingebürgerte Ausländer, der des Deutschen noch nicht so mächtig ist, der darf in diesem Center keinen Helfer beim Ausfüllen der Formulare hinzu ziehen? Diskriminierung hoch drei von einer kleinen „Amts“-Person! Die dortigen Kunden halten die Klappe, denn sie sind auf die paar Euro angewiesen, desto größer war die Klappe dieser Mitarbeiterin im vollem Besitz des Machtgefühls, unter dem Motto: „Hier bestimme ich!“ Für derlei anmaßende deutschtümelnde Büttel wäre die Losung „Deutschland, Halt´s Maul!“ angebracht, aber wer getraut sich das wohl solchen Personen zu entgegnen wenn sie so ihre Macht demonstrieren? Die Armen dort können nicht aufmucken, dazu sind sie in einer zu abhängigen Lage.

PS.: Statt der schriftlich versprochenen 20,- Euro bekam mein Bekannter übrigens nur 18,- Euro für die 3. Blutplasma-Abzapfung! Mit Vorschriften oder schriftlichen Zusagen nimmt man es scheinbar dort nicht so genau, aber dafür mit dem „eigenständigen Lesen der deutschen Sprache“ auf dortigen Formularen.

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