Sonntag, 9. Dezember 2012

Heuern und Feuern bei "Freundschaften"


2. Advent, Zeit der Besinnung? Nun vielleicht besinnt sich mal dieser oder jener Deutsche, daß er sich mit seinem Egoismus keine Freude und Freunde macht. Der typisch deutsche Egoismus ist seit der Wende noch ausgeprägter geworden, dies zu Lasten von Freundschaften, die es immer weniger gibt, denn was man so als Freundschaft bezeichnet ist oft nur eiskalte Berechnung zum eigenen Vorteil – leider! Immer wenn man meint, daß da jemand an einer Freundschaft uneigennütziger Art interessiert ist, dann entpuppt sich die Angelegenheit als Schauspielerei. Daß nun eine Freundschaft keine Einbahnstraße ist, dies ist auch klar, geben und nehmen gehört schon dazu, aber ein einseitiges Ausnutzen der Gutmütigkeit ist doch eine schoflige Sache, finde ich! Gutmütigkeit wird dann mit Doofheit gleich gesetzt und wird belächelt und dies ist moralisch gesehen schlimm.

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Da meldete sich ein Leser meines Blogs per Email und Telefon, lobte mich ob meiner Beiträge über den grünen Klee, wie er doch mit fast allen meinen Ansichten übereinstimme und wollte unbedingt mal unsere Ratten kennen lernen, wir möchte ihn doch bitte, bitte einmal einladen. Soweit, so gut! Es war Spätsommer und wir luden besagten Leser ein zu Essen und Trinken auf der Terrasse, so wie man das eben so macht im Spätsommer. Besagter Leser erzählte, daß er in ein paar Tagen ins Krankenhaus müsse, zu einer langwierigen orthopädischen Behandlung. Wir sollten ihn doch öfter mal besuchen und mit ihm telefonieren, da er außer seiner Frau keinen hätte und es im Krankenhaus doch ohne Außenkontakte so öde sei. Dies konnte ich nachvollziehen und in solchen Fällen sollte man auch helfen wenn man darum gebeten wird.

Wir telefonierten fast jeden zweiten Tag, einmal rief er an und ein anderes mal ich. Auch vor chirurgischen Eingriffen, vor denen er mit Recht Angst hatte, suchte er telefonischen Beistand, den ich, so gut es ging, gab. Besucht haben wir ihn natürlich auch im Krankenhaus, denn er drängelte immer sehr, besonders weil seine Frau ihm keinen Whisky mitbrachte, den er dort so vermißte. Gern machten wir das nicht, denn Alkohol ist ja im Krankenhaus verboten, aber die Bitte darum so gut wie täglich am Telefon konnte man kaum abschlagen. Ja und dann kamen die Versprechungen seinerseits. Wenn er wieder zuhause wäre, dann erfolge selbstverständlich eine Einladung an uns, denn auch er wolle ja seine Haustiere mal uns zeigen und sich bedanken für die Unterstützung die ganze Zeit im Krankenhaus. Dies schrieb er sogar in seiner Homepage: „Gegenbesuch bei mir ist selbstverständlich!“ (inzwischen gelöscht).

Ja und nun? Er ist seit zwei Wochen wieder zuhause, es geht ihm gut, aber auf die Einladung warten wir immer noch, auch auf das dem Antikhändler Neumann gegebene Versprechen Werbung auf seiner Homepage für dessen Firma zu machen. Ganz im Gegenteil, von heute auf morgen gab es keinen Kontakt mehr. Email-Anfrage erfolglos – keine Antwort! Telefonisch: „Habe keine Zeit, muß am Computer arbeiten!“ (derzeit allerdings noch krank geschrieben).  Die Mohren haben ihre Schuldigkeit getan! Der Alltag hat unseren "Freund" wieder und da braucht man eben keine Telefonate oder Besuche mehr und Versprechungen? Da gilt wohl der Ausspruch Konrad Adenauers: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“!

Enttäuschend! Rückblickend gesehen war alles wohl bloß Berechnung, er wußte, er geht längere Zeit ins Krankenhaus und da wollte er sich Kontakte für diese Zeit besorgen, die er nicht besaß. Heuern und feuern heißt es in der kapitalistischen Arbeitswelt. Diese Praxis färbt immer mehr auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen in Deutschland ab (Ausnahme: die Ausländer und ausländischen Einwanderer untereinander, die in Deutschland leben). Denken wir doch mal am heutigen 2. Advent darüber nach ob wir wirklich mit diesem krassen Egoismus uns auch selber einen Gefallen tun? Die Kälte die wir selber geben, kann eines Tages auch uns selber frieren lassen. 

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