Samstag, 26. Januar 2013

DDR 1959: Radio-Nostalgie





Beim Blättern in einem alten „Magazin“ aus den 50er Jahren fiel mir eine kleine Reklame auf. Ach da waren sie abgebildet, die drei Radios meiner Begierde in Kindertagen. 

Wie gern hätte ich doch als etwa 8jähriger ein solch tolles Kofferradio gehabt wie das stromlinienförmige „Ilona“, aber es war sehr teuer (damals 280,- Mark), dann das „Puck“, welches ich ehrlich gesagt nicht so toll fand (damals 133,- Mark) und das ganz tolle „Sternchen“ (damals 195,- Mark). Alle diese wunderbaren Radios kamen 1959 auf den Markt und waren für einen 8jährigen wie mich unerreichbar, denn auch meine Eltern konnten sich diesen Luxus damals nicht leisten, waren doch die Gehälter sehr niedrig, selten über 600,- Mark im Monat hinaus und da verdiente man schon viel, bestimmte Berufsgruppen hatten allerdings entschieden mehr, z.B. die Wismut-Kumpel. 

Ja, und das Radio was mir von den dreien am wenigsten gefiel, das „Puck“-Radio, das bekam ich mit 11 Jahren von meinem Großcousin Jochen geschenkt. Der war 10 Jahre älter als ich, er verdiente gut und er hatte sich ein neues Kofferradio gekauft und schenkte mir deshalb sein altes „Puck“. Gefreut hatte ich mich trotzdem, denn das war doch was, mit so einem Kofferradio mit den Freunden losziehen und Musik hören. Die Freude währte nicht lange und das gute Stück war kaputt. 

Ja, und dann die große Überraschung und Freude, zu meinem 12. Geburtstag bekam ich von meiner im Westen wohnenden Oma Martha ein winzig kleines Transistor-Radio per Paket geschickt, ein „Hi-Sonic“, siehe meinen Blogbeitrag: http://barrynoa.blogspot.de/2009/08/alte-geburtstagsgeschenke.html . Das war natürlich der absolute Knüller, denn es war nur halb so groß wie das DDR-„Sternchen“. Dieses kleine Radio habe ich heute noch, spiele es aber nicht mehr, ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch funktioniert. Empfangen konnte man damit nur Mittelwelle, aber das genügte ja auch für ein Kind/Jugendlichen Anfang der 60er Jahre. 

Es war eine Zeit wo man nicht sehr anspruchsvoll war, aber dennoch Wünsche hatte, die meistens nicht in Erfüllung gingen. So erinnere ich mich daran, daß ich lange Zeit mir eine schwarze Lederol-Jacke wünschte, aber leider nie bekam, ich fand die unheimlich toll und Jugendliche die älter waren als ich trugen sie. Verpönt waren sie allerdings bei der älteren Generation, besonders den spießbürgerlichen SEDlern, da man deren Träger in die „Halbstarken“-Ecke drängte und solch ein Menschentyp paßte den Ideologen nicht in den Kram. Erstaunlich allerdings, daß es diese schwarzen Lederol-Jacken zu kaufen gab, denn sie wurden fast nur von Jugendlichen gekauft die mit dem damaligen System nicht viel am Hut hatten. Ich erinnere mich daran, daß in meiner Schule ein Jugendlicher der so eine Jacke trug andauernd von den Lehrern schikaniert wurde, so wie das diese „Pädagogen“ mit denen machten die westliche Jeans, damals Nietenhosen genannt, trugen. 

Diese Spießbürgerlichkeit der SEDler war widerlich. Wenn man annimmt, daß dieses Spießertum nach der Wende aus den Köpfen und dem Handeln der Menschen verschwunden ist, der wurde leider eines besseren belehrt. Die Kontinuität des Spießbürgertums ist fest verankert bei den Deutschen, vom Kaisertum bis in unsere Zeit. 

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