Samstag, 10. Mai 2014

Gefängnis in Deutschland wegen Löwenzahn im Vorgarten


Können Sie sich an diesen Blogbeitrag erinnern, liebe Leser: http://barrynoa.blogspot.de/2012/07/bugeld-fur-nicht-gemahtem-rasen.html ?

Man konnte nur mit dem Kopf schütteln über die Amis, die wegen nicht gemähtem Rasen Bußgelder ausstellen und wer die nicht bezahlt, der wandert in den Knast. Man fühlte sich mal wieder darin bestätigt, daß die USA alles andere als ein freiheitliches Land sind und absurde Gesetze haben, unter dem Motto „Die Amis, die spinnen!“.

Desto erstaunter war ich als ich gestern per Zufall die SWR-Landesschau im Fernsehen sah, wo man einen armen über 70jährigen Mann zeigte, wohnhaft in Baden-Württemberg, der von Sozialhilfe lebt, der ein Haus in Merseburg geerbt hat und der von der Stadt Merseburg am laufenden Band Bußgeldbescheide wegen „Verunkrautung“ seines Gartens und Vorgartens bekommt, die er natürlich bei seinem wenigen Geld nicht bezahlen kann und der jedes Mal wegen der nicht bezahlten Bußgelder dauernd ins Gefängnis muß, insgesamt bisher weit über ein Jahr.

Die Landesschau zeigte das Grundstück in Merseburg, nun es war nicht wie die anderen geleckten Spießbürgergrundstücke in dieser Straße, sondern der Löwenzahn blühte üppig, eigentlich das was Ökologen heutzutage so propagieren, um die Natur nicht ganz aus den menschlichen Siedlungen zu verdrängen. Der Stadt Merseburg gefällt es aber nicht und so verschickt sie aller Nasen lang Bußgeldbescheide, jedes mal in unterschiedlicher Höhe (?). Da der arme alte Mann kein Geld hat extra von Baden-Württemberg nach Sachsen-Anhalt zu fahren um dort seine Wildwiese zu mähen, auch kein Geld hat, einen Gärtner für dort zu bezahlen, auch kein Geld hat die Bußgeldbescheide zu bezahlen muß er jedesmal ins Gefängnis, mal 15 Tage, mal 30 Tage, mal 10 Tage.

Ja, also nicht nur die Amis spinnen, es gibt noch ein Land auf dem Globus wo man wegen nicht gemähten Rasen ins Gefängnis muß - Deutschland! Armseliges Deutschland kann man da nur sagen, widerliches Spießbürgertum und Bürgerfeindlichkeit lassen schön grüßen!

Hier der Text der SWR-Landesschau zu diesem Beitrag (leider nicht in der Mediathek zu finden):

„Und wenn Sie gleich denken, das kann doch nicht wahr sein, so ging es mir auch. Es geht um einen Mann, der in Stuttgart wohnt und in Sachsen-Anhalt ein Grundstück hat, in einem Ort namens Merseburg. Weil er dieses Grundstück seit Jahren sich selbst überlässt, muss er jetzt wieder ins Gefängnis in Stuttgart-Stammheim. Wegen Verunkrautung seines Grundstücks. Uwe Mönninghoff  berichtet über diese fast unglaubliche Geschichte. Löwenzahn und anderes Grünzeug. Gerhard Wieschollek ist eigentlich kein schlechter Kerl. Aber hier ist er Dauergast. Zuletzt hat er im Januar gesessen. 43 Tage. Und insgesamt in Ihrem Leben? Ich schätze wegen dem Unkraut so 500 Tage. Wegen Unkraut ins Gefängnis? Gerhard Wieschollek hat auf zahlreiche Bußgeldbescheide der Stadt Merseburg wegen "Verunkrautung" seines Grundstücks nicht reagiert. Die Folge ist Erzwingungshaft. Ein Tag Gefängnis kostet den Steuerzahler gut 100 Euro. Macht bei 43 Tagen in 2013 mehr als 4.300 Euro.
 
Wir wollen es genau wissen. Merseburg an der Saale. Die Feldstraße, wo Gerhard Wiescholleck ein Grundstück erbte. Überall wurde renoviert. Mitten drin sein baufälliges Gebäude. Davor Löwenzahn und andere Kräuter.... Kein Zweifel: an dem Haus muss was gemacht werden. Aber wie kann der Eigentümer in Stuttgart dazu gebracht werden? Bußgeldbescheide sind offenbar sinnlos.Warum, so möchten wir gerne wissen, schickt man nicht einfach einen Gärtner in die Feldstraße und dem Grundstücksbesitzer in Stuttgart die Rechnung. Wenn der dann nicht zahlt, könnte man ja das Grundstück pfänden. Doch der Oberbürgermeister von Merseburg und seine Vertreter wollen sich lieber nicht äußern.
 
Zurück in Stuttgart. Gerhard Wieschollek wird bald 71. Er möchte ein geruhsameres Leben führen....Gerhard Wieschollek lebt von gut 300 Euro Rente und Sozialhilfe. Doch ein Verkauf seines Grundstücks war lange kein Thema. Aber jetzt will er sich davon trennen. Selbstverständlich wird es verkauft. Wenn es möglich ist. Warum haben Sie das bisher nicht gemacht? Weil mein Bruder. Der Bruder ist inzwischen verstorben. Einem Verkauf steht nichts mehr im Wege.
 
Unterwegs beim Gefängnis in Stuttgart-Stammheim. Gerhard Wieschollek ist eigentlich kein schlechter Kerl. Aber jetzt hat er neue Vorladungen, Erzwingungshaft. Das sind jetzt 25 Tage, 10 Tage, und jetzt kommt noch eine mit 15. Und was ist damit, gehen Sie rein? Nein ich geh nicht rein. Ich lasse mich fahren. Sie werden ihn wohl fahren. Denn ein Verkauf seines Grundstückes wird kaum schnell über die Bühne gehen. Also wieder Gefängnis wegen Verunkrautung."
 
Löwenzahn in der Kunst: Walter Timmling (1897-1948), "Pusteblume", Pastell 1932
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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