Freitag, 9. Mai 2014

Mai 1978 in Dessau: Tierquälerei beim Gastspiel des CSSR-Staatszirkus "Safari"





Mai 1978 war es, in Dessau, als der tschechoslowakische Staatszirkus „Safari“ gastierte. Daß Zirkustiere so gequält werden, dies hatte ich bis dato nicht gewußt. Das Erlebnis hinter den Kulissen dieser widerlichen Tierhölle, die bewirkte, daß ich nie mehr in einen Zirkus ging, um nicht mit meinem Eintritt Tierquälerei zu unterstützen.

Nach außen hin wirkte dieser Zirkus wie viele andere vor ihm, die Zeitungen kündigten groß an, siehe Scan, und die Zuschauer im Zelt, die bekamen die Tierquälerei leider nicht mit. Widerlich wie sie sich freuten, als ein Nilpferd durch die Manege tappte und dort seine Kunststückchen machte. Was das Volk nicht sah, das war der schäbige Nilpferdwagen, ein enges Gefährt wo das Nilpferd in einer Art Badewanne eingesperrt war, so eng, daß es sich nicht mal drehen konnte. Das war das einzige Behältnis für das Nilpferd und raus kam es nur zu den Vorstellungen und Proben. Ich fotografierte heimlich hinter der Absperrung, sah wie man das Tier wieder in den Wasserwagen trieb, obwohl es zu gern noch ein wenig draußen auf der Wiese zwischen dem Zirkuszelt und seinem Kerker gegrast hätte. Der Dompteur kannte keine Gnade und trieb das Nilpferd in sein enges Bassin, was mehr ein Jauchebecken war, als denn ein sauberes Becken. Freiwillig ging das Tier nicht, der Dompteur stach das Tier immer wieder mit einem Stock mit scharfer Spitze.

Noch perverser gingen die Zirkusleute mit zwei Braunbären um. Leider konnte ich das schlimmste, die furchtbaren Prügel nicht fotografieren. Ich hatte mich in das Vorzelt während der Vorstellung geschlichen, stand hinter einem Pfeiler und hätte ich den Fotoapparat gezückt, dann wäre ich entdeckt worden, denn es wimmelte dort von Zirkusleuten und es war mir ausdrücklich verboten worden dort zu fotografieren. Dummerweise hatte ich vorher gefragt ob ich Fotos machen dürfe, was mir verboten wurde. Zwei Helfer führten die Braunbären in das Vorzelt und der Dompteur setzte ihnen Beißkörbe auf. Dann wurden sie an einer ganz kurzen Kette an einen Mast angebunden. Die Kette war an einem Ring an dem Beißkorb befestigt,.

Dann geschah das unglaubliche: Obwohl die Bären sich bei dieser Prozedur ganz ruhig verhalten hatten, rasteten die Zirkusleute aus und schlugen mit dicken Stöcken auf die Tiere ein, eine wahre Prügelorgie ohne Sinn und Verstand. Etwas abscheulicheres hatte ich bisher noch nicht gesehen. Später erfuhr ich, daß dieser Dompteur seine Dressur auf absolute Unterdrückung ausgerichtet hatte. Die Bären sollten durch dieser Prügel eingeschüchtert werden, damit sie ohne Aufmucken ihre perversen Kunststücke in der Manege vorführen sollten, was sie auch taten, wie z.B. Motoradfahren.

Die Zuschauer im Zirkuszelt klatschten und lachten über das widernatürliche Spektakel, besonders als einer der Bären, mit einem Röckchen bekleidet, tanzte. Tiere so zu mißbrauchen, zum Gaudi des Pöbels gegen ihre Natur sie zu knechten, sie so zu prügeln, daß sie diesen Unsinn machen, dies ist nicht nur unwürdig, sondern schlimmste Tierquälerei. Als die Bären aus der Manege kamen, dann wieder dieses rohe Verhalten der Zirkusleute. Jegliches anhalten der Bären im Gang wurde durch Stiche mit angespitzten Stöcken unterbunden.

Ich hatte damals versucht mit den Zirkusleuten zu sprechen, leider ohne Erfolg, ganz im Gegenteil, einer dieser Typen drohte mir in gebrochenem Deutsch, er würde mir schon zeigen was tschechische Fäuste bei mir ausrichten würden, wenn ich mich noch einmal bei ihnen blicken lasse. Auch meine Anzeige bei der Polizei wegen Tierquälerei brachte gar nichts. Bei der Aufnahme der Anzeige sagte man mir, daß angeblich für den tschechoslowakischen Staatszirkus bei Gastspielen in der DDR die DDR-Tierschutzgesetze nicht gelten würden, die Anzeige deshalb nicht angenommen wird.

Darüber schreiben, in der Presse? Das habe ich versucht, da ich ja vom Metier war. Ich wußte es schon vorher, daß kein verantwortlicher Redakteur einen derartigen auch noch so zahmen Artikel drucken würde, einen Leserbrief ebenso nicht. Was blieb, das war nur meine Einsicht, nie mehr einen Zirkus zu besuchen, um nicht mitschuldig am Leid der Zirkustiere zu werden. Daß z.B. Tierschützer, die in Dessauer Internetforen sich ihrer Tierliebe rühmen, Zirkusse mit Tieren besuchen, ja sogar in diesen Tierschutzforen von ihren Zirkusbesuchen schwärmen, das ist mir unverständlich und mit solcherart „Tierfreunden“ möchte ich persönlich nichts zutun haben. Wenn solche Typen das mit ihrem Gewissen als „Tierfreunde“ vereinbaren können, dann kann man sowieso nichts machen.

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