Freitag, 9. Oktober 2015

1955 - vor 60 Jahren: Heimkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen des II. Weltkriegs aus sowjetischen Kriegsgefangenenlagern

Der erste bundesdeutsche Kanzler, Konrad Adenauer, hat viel Schuld auf sich geladen, indem er als williger Erfüllungsgehilfe der Westalliierten, USA, England und Frankreich, die damals noch mögliche Einheit Deutschlands hintertrieb, denn Stalin hatte bekanntlich die Einheit Deutschlands angeboten, wenn Deutschland ein neutrales Land werden würde, ohne Zugehörigkeit zu einem Militärbündnis, ähnlich wie es in Österreich vorgemacht wurde, welches ja auch nach dem Krieg in unterschiedliche Zone der Alliierten eingeteilt war und dann ein neutrales Land wurde. Die Westalliierten wollten das nicht, denn sie brauchten Westdeutschland als vordersten militärischen Schutzschild gegen den Osten. 

Aber eines muß man Adenauer hoch anrechnen und das war vor 60 Jahren die Heimholung der letzten 10.000 Kriegsgefangenen aus sowjetischen Kriegsgefangenenlagern, wo diese 10 Jahre nach Kriegsende 1955 noch immer schmachteten, falls sie nicht, wie so viele andere, an den Entbehrungen dort gestorben waren. 

Nun wird Adenauer ja neuerdings vorgeworfen, daß er schon viel früher die Freilassung dieser Kriegsgefangenen hätte haben können, die als Geiseln und Druckmittel auf die westdeutsche Politik von den Sowjets so lange festgehalten wurden. Das stimmt, aber dann hätte er diese Gefangenen gegen Zugeständnisse zur Westbindung tauschen müssen und das wollte er leider nicht. Erst als die Westbindung unumkehrbar fest gemacht wurde, da nahm er sich des Themas der letzten Kriegsgefangenen an. Adenauer bot diplomatische Beziehungen der Sowjetunion zur Bundesrepublik für die Freilassung an, was von den Sowjets anfangs als zu ungenügend angesehen wurde. 

Auf Einladung der sowjetischen Regierung reiste Adenauer vom 8. bis 14. September 1955 nach Moskau. Das Ergebnis der Verhandlungen war die Aufnahme diplomatischer Beziehungen gegen Freilassung der restlichen rund 10 000 deutschen Kriegsgefangenen bei Wahrung der deutschlandpolitischen Rechtsposition der Bundesregierung. Die Freilassung hing an seidenen Fäden, nur der Taktik Adenauers, der gegen den Rat seiner Berater auf das Ehrenwort der Sowjets vertraute, war es zu verdanken, daß die Gefangenen frei kamen, denn schriftlich hatte er nichts in der Hand, aber er vertraute auf das Ehrenwort der sowjetischen Führung, besonders des damaligen sowjetischen Ministerpräsidenten Bulganin, mit dem er gut klar kam, daß die Sowjets die Gefangenen frei lassen würden, was auch geschah. 
Adenauer hatte Menschenkenntnis und Lebenserfahrung und schätzte die Sowjets richtig ein, daß diese ein Ehrenwort einhalten würden. Ab dem 7.10.1955 kamen die ersten deutschen Kriegsgefangenen frei und die letzten im Januar 1956. 

Wie die deutschen Kriegsgefangenen später berichteten, wurden sie von den Russen freundlich mit Musikkapellen verabschiedet und gut versorgt auf die mehrtägige Reise im Zug geschickt. Auch auf der Durchfahrt durch die Sowjetunion schlug ihnen kein Hass entgegen, sondern die Bevölkerung hatte Mitgefühl mit diesen deutschen Soldaten, die so lange in Kriegsgefangenschaft ausharren mußten. Freundlich wurde ihnen bei Zwischenstopps Essen und Trinken gereicht. Dies passierte auch in Polen. 

Diese Mitmenschlichkeit war restlos weg, als sie auf das Gebiet der DDR kamen, dort wurden sie wie Schwerverbrecher behandelt, dies von den eigenen deutschen Landsleuten! Volkspolizisten wollten sogar die Girlanden abreißen, die ihnen die Russen an die Wagen zum Zeichen der Versöhnung angebracht hatten, und die Züge wurden bei Halts hermetisch von der DDR-Bevölkerung abgeschirmt. Sogar Nahrung und Wasser wurde den Insassen der Züge verweigert. SED-deutsches Lumpenpack, schon damals 1955 und typisch deutsch: Unmenschlicher zu eigenen Landsleuten, als es die früheren Kriegsgegner, Russen und Polen, waren. Mit dieser Aktion zeigte die DDR und die dafür verantwortlichen SED-Genossen ihr wahres Gesicht, die Fratze der Sozialfaschisten, wobei man eigentlich das Wort „Sozial“ auch wegstreichen könnte. Nazi-Manieren und Nazi-Umgang mit den Menschen wurden eins zu eines von der SED im Alltag übernommen, nur die Ideologie hatte gewechselt.

Die letzten Kriegsheimkehrer blieben deshalb alle in Westdeutschland, wo sie von der Bevölkerung und der dortigen Politik im Gegensatz zur DDR, herzlichst aufgenommen wurden und es spielten sich damals herzzereißende Szenen ab, wo Mütter, die am Bahnhof standen, mit Fotos ihrer vermißten Söhne in der Hand, hofften, daß ihre Söhne bei den Heimkehrern wären, sie aber von Kameraden erfuhren, daß diese schon vor mehr als 10 Jahren als Soldat gefallen waren oder noch tragischer, erst vor wenigen Wochen im Lager gestorben waren und die Freiheit nicht mehr erleben konnten. 

Die Heimkehr der deutschen Kriegsgefangenen:












 
Ausschnitt aus der Wochenschau vom Oktober 1955  

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